Sie sitzen in der Tinte? Mit diesen zehn Tipps von Schriftstellern für Schriftsteller setzen Sie Ihrer Schreibblockade einen schlagfertigen Konter entgegen.

Schreiben ist tückisch. Die Stolperfallen, in die ein Schriftsteller treten kann, sind zahlreich. Glücklich schätzen kann sich, wer bis zu den Formvorschriften durchgedrungen ist. Wer sich Gedanken über Satzbau, Struktur, Szenenbau und Erzählperspektive macht, hat in der Regel das Dickicht der Selbstzweifel schon hinter sich gelassen. Denn weniger als ein Kampf mit dem Text, ist das Schreiben immer auch ein Kampf mit sich selbst. Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl an Vorreitern, die diesen Kampf schon vor uns ausgefochten haben. Ihren Erfahrungsschatz haben die Kampferprobten zum Teil in Büchern, Tagebüchern, Briefen, Notizen, Essays verwahrt. Heute liegen uns die Erfahrungsberichte in Form wohlproportionierter Weisheiten vor. Und ob mahnend oder wohlwollend, selbstverherrlichend oder selbstironisch, zumeist entlocken uns die Zitate ein erleichtertes Lächeln. Denn zu sehen, dass die eigenen Dämonen auch schon bei William Faulkner und Co. zu Gast waren, ermutigt ungemein. Um die Weichen für Ihr nächstes Werk zu stellen, teilen wir vom novum Verlag heute zehn Tipps von Schriftstellern für Schriftsteller mit Ihnen.

„Der erste Entwurf ist immer scheiße.“

Ernest Hemingway

Geht es nach Ernest Hemingway, kann man sein Selbstkonzept nicht oft genug hinterfragen. Wie gewohnt, drückt er sich direkt und unverblümt aus. Doch Recht hat er: denn tatsächlich ist kein Erstentwurf gefeit vor Fehlern. Berühmte Schriftsteller überarbeiten ihre Manuskripte mehrere Male, bevor sie diese an ihren Verlag weiterreichen. Entmutigt braucht man sich von Hemingways Erkenntnis nicht zu fühlen. Anstatt ihn zu versperren, erweitert Hemingway den Spielraum. Denn wer weiß, dass er den Text in einem zweiten, dritten, vierten Durchlauf ohnehin noch bearbeiten wird müssen, schreibt den ersten Entwurf in der Regel viel freier. 

„Lesen, Lesen, Lesen. Lies alles – Müll, Klassiker, gut und schlecht, und schau, wie sie es tun.“

William Faulkner

Der Tipp von Romancier William Faulkner spiegelt sich in den gängigsten Schriftstellerlehren wider. Die Zeit des Lesens ist nie verschwendet. Vor allem von schlechter Lektüre soll man viel lernen können – nämlich vor allem, wie man es nicht macht.

„Schreibe in einem Raum, in dem du die Tür schließen kannst.“

Stephen King

Jemand, der mehr als 50 Romane und 100 Kurzgeschichten geschrieben hat, muss es wissen – Stephen King erachtet Stille und Selbstdisziplin als unumstößliche Kriterien für erfolgreiches Schaffen. Ein verschlossener Raum verhindert Störungen, die nicht nur die Konzentrationsfähigkeit, sondern im schlimmsten Fall auch den Inhalt eines Romans beeinflussen können. Tipps für konzentriertes Schreiben haben wir übrigens auch hier für Sie zusammengefasst.

„Schreib und trink nicht zur gleichen Zeit.“

Richard Ford

Ein weiser Rat, dem Hemingway wahrscheinlich widersprechen würde, kommt vom amerikanischen Schriftsteller Richard Ford. Es mag stimmen, dass Alkohol Hemmschwellen senkt, jedoch stimmt es auch, dass er Schwellenwerte überschreitet – vor allem, wenn es um Blutwerte, Beziehungswerte oder Erfahrungswerte geht. Der alkoholisierte Schriftsteller sollte also auf jeden Fall Stereotyp, und nicht erstrebenswertes Ideal sein.

„Schreibe an einem Computer ohne Internetverbindung.“

Zadie Smith

Ablenkung ist Gift für einen aktiven Schriftsteller. An Tagen, an denen es sich flüssig schreibt, verlocken Whats App & Co. vielleicht weniger hartnäckig. Doch an jenen Tagen, an denen man Stunden über Stunden an einem einzigen Satz tüftelt, wirken die Verlockungen des Internets wie eine verhängnisvolle Verheißung. Im Idealfall schreiben Autoren also an einem Computer ohne Verbindung zum World Wide Web – in manchen Fällen auch Schreibmaschine genannt. 

„Bei sehr langfristigen Projekten spielt Regelmäßigkeit eine große Rolle. Schreibt man jedoch nur, wenn es fließt, und macht Pause, wenn nicht, dann entsteht keine Regelmäßigkeit. Deshalb schreibe ich jeden Tag zehn Seiten. Wie nach Stechuhr.“

Haruki Murakami

Schreiben ist Arbeit. Die Kunst liegt darin, das zu akzeptieren. Natürlich kann Arbeit auch Spaß machen. An manchen Tagen macht Freizeit aber eben mehr Spaß. Ein gewissenhafter Autor stellt sich der Arbeit und gerät nie aus dem Takt.

„Wenn du lesen musst, lies zur Aufmunterung Biografien über Schriftsteller, die verrückt geworden sind.“

Colm Tóibín

Sich ein Beispiel an einem schlechten Beispiel nehmen, ist ebenfalls ein bewährter Trick. Der Vergleich mit idealisierten Vorbildern erzeugt nur Druck. Humor ist in diesem Fall sicherlich das richtige Druckventil. Und Colm Tóibín muss es wissen, schließlich und endlich ist der Ire nicht nur Schriftsteller sondern auch Literaturkritiker.

„Nimm keine Tipps von jemandem an, der nicht von dir profitiert. Außer natürlich von David Hare.“

David Hare

„Aber meine Mutter findet es gut…“, ist sicherlich kein Satz, den ein resilienter Mensch gesagt hat. Kritikfähigkeit ist essentiell, will man ein guter Schriftsteller sein. Ehrliches Feedback erhält man eher von Menschen, denen nicht nur der persönliche, sondern auch der berufliche Vorteil wichtig ist. Ein allzu menschlicher Zug, der in Anbetracht des individuellen Mehrwerts zu verzeihen ist.

„Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht. Wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.“

Arthur Schopenhauer

Beim Schreiben gilt es, seinen eigenen Stil zu entdecken. Viele verwechseln jedoch Komplexität mit Qualität. Ein Text muss nicht intellektuell klingen, um intellektuell zu sein. Viel wichtiger ist es, einen Text so zu schreiben, dass er auch allgemein verstanden wird. Beim Schreiben befinden wir uns oft in einer Black Box, und verlieren den kritischen Blick von außen. Ein Schriftsteller agiert gewissermaßen auch als Übersetzer, der seinen Lesern ein Thema auf verständliche Weise begreifbar macht. Diesen Aspekt darf man beim Schreiben nie außer Acht lassen. Gleichzeitig befreit der Gedanke, nicht um jeden Preis wie ein Sprachgott zu wirken, von Druck und lässt einen Text weniger gewollt wirken. Die Vielfalt verschiedener Schreibstile finden Sie auch in diesem Artikel.

„Schreiben ist eine köstliche Sache. Nicht mehr länger man selbst zu sein, sich aber in einem Universum zu bewegen, das man selbst erschaffen hat.“

Gustabe Flaubert

Bei allen Überlegungen zum Schreiben darf man das Wichtigste nie außer Acht lassen – den Spaßfaktor. Schreiben soll Spaß machen. Es ist die Fahrkarte in unsere Fantasie, die Ausflucht aus dem Alltagstrott. Wenn selbst dieser Aspekt kein Ansporn ist, dann sollte man es vielleicht doch eher mit einem anderen Beruf versuchen.

Und welches sind Ihre Lieblingszitate zum Thema Schreiben? Teilen Sie Ihre Wortspende mit uns in den Kommentaren!

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Ihr novum Verlag