Jemand war hinter Mia her, so viel stand fest. Nur knapp entgeht sie dem Tod, bevor sie erschöpft am Strand zu Boden fällt, die Muschel in ihren Händen. Gastautorin Silvia Drach setzt auf Action und überrascht mit ihrem Kapitel 8 unseres Fortsetzungsromans.

Mia ließ den Leuchtturm hinter sich und hastete unterhalb der Klippen den Strand entlang, wie von Furien gehetzt. Erschöpft und entmutigt blieb sie schließlich stehen. Der Schweiß lief ihre Schläfen entlang und tropfte auf den Boden. Automatisch wischte sie sich mit einer Hand übers Gesicht und sah sich hektisch um. Keine Menschenseele weit und breit. Ihre Gedanken überschlugen sich. Wovor rannte sie davon? Was war mit ihr geschehen? Warum konnte sie sich nicht erinnern, wie sie hierher gekommen war?

Eine plötzliche Erkenntnis ließ sie erstarren. Es musste etwas zu bedeuten haben, dass sie auf dieser gottverlassenen Insel gestrandet war.  Eine leise Ahnung stieg in ihr auf, dass sie eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Eine Mission vielleicht. Der Junge! Jonas! Der Gedanke war da und ließ sich nicht mehr vertreiben. Das, was sie kürzlich erlebt hatte, konnte nur eine Vision gewesen sein. Kein Mensch flog durch die Luft und landete wie ein Vogel. Niemals! Nicht in der Wirklichkeit. Sie stutzte! War sie in einem Traum gefangen?  Sie strich ihre verschwitzten Haare aus dem Gesicht und schaute zurück in die Richtung, aus der sie geflüchtet war. Der Leuchtturm war nicht mehr zu sehen.

Wer wusste, dass sie hier auf dieser Insel war? Wer war der Mann, der sie mit dieser seltsamen säuselnden Stimme angerufen hatte? Warum glaubte er, dass sie in Gefahr schwebte? Oder ging von dem Anrufer selbst die Gefahr aus? Sie zermarterte sich ihr Gehirn, aber es war zwecklos. Wenn sie tatsächlich in einem Traum gefangen war, konnte sie nur hoffen, dass sie bald aufwachte. Mia strich ihr Kleid glatt und setzte sich auf einen Stein. Noch immer hielt sie krampfhaft die Muschel fest, die auf so mystische Weise zu ihr gefunden hatte. Die Oberfläche fühlte sich glatt an, wie polierter Stein. Sie betrachtete die Muschel genauer und bemerkte, dass im Inneren der Muschel etwas feststeckte. Sie bückte sich nach einem dünnen Holzstück, das zu ihren Füßen auf dem Boden lag.

Ein lautes, kratzendes Geräusch ließ Mia aufspringen und herumwirbeln. Sie versuchte zu erkennen, woher das Geräusch kam und ihr Blick wanderte nach oben zu den Klippen. Es klang, als ob jemand versuchte, einen Felsbrocken wegzuschieben. Im nächsten Moment donnerte ein riesiger Felsbrocken die Klippen hinunter. Renn weg, sonst bist du tot! Ihr Gehirn gab ihr diesen Befehl, doch sie war unfähig zu reagieren. Wie in Trance stand sie da, mit hängenden Armen, die Augen starr auf den Felsbrocken gerichtet, der auf sie zuraste. Sie spürte den Luftzug im Gesicht, als der Fels einen halben Meter neben ihr im Sand aufprallte. Kleine Steinsplitter flogen ihr um die Ohren, verfingen sich in ihren Haaren. Sie fing an unkontrolliert zu zittern und ihre Beine gaben nach. Ächzend fiel sie auf die Knie und schrie, schrie, schrie…

Jonas stand mitten im Zimmer und hielt sich die Ohren zu. Die Schreie von Mia hallten derart entsetzt und grell in seinen Ohren, dass er es kaum aushielt. Öffne die Muschel, bitte öffne endlich die Muschel, dachte er verzweifelt. Als die Schreie in seinen Ohren endlich verstummten, ließ er sich wie betäubt in einen Sessel fallen. Er vergrub sein Gesicht in den Händen und grübelte darüber nach, wie er das Mädchen, das sich in sein Herz geschlichen hatte, finden könnte, um sie zu beschützen.

Mia lag zusammengekrümmt wie ein Baby im nassen Sand. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Unablässig strichen ihre Finger über den gezackten Felsbrocken, der ihr beinahe das Leben gekostet hätte. Hatte der Fels sich von alleine gelöst? Nein, jemand wollte, dass ihr Leben erlosch wie eine Kerze im Wind. Der Anrufer hatte sie gewarnt, dass sie auf dieser Insel nicht sicher sei. Wer hasste sie so sehr? Wer wollte sie lieber tot sehen als lebendig? Das Kind am Straßenrand drängte sich plötzlich vor ihre Augen. Wer war dieses Kind? Lebte es oder hatte sie etwas mit dem Tod dieses Kindes zu tun?

Mia blinzelte durch ihre Tränen hindurch und sah vor sich im Sand die Muschel liegen. Zögernd griff sie danach und schmiegte ihr Gesicht an die Muschel. Augenblicklich fühlte sie sich geborgen. Die Muschel strahlte etwas Tröstliches aus, so als könnte sie Mia vor aller Gefahr beschützen. Lange Zeit lag sie einfach nur so da. Als sie jemanden rufen hörte, richtete sie sich mühsam auf. Bertram rief nach ihr. Sie erkannte seine mittlerweile vertraute Stimme und sah, dass er im Laufschritt auf sie zukam. Aber sie erkannte noch etwas. Er war nicht alleine. Ein paar Schritte hinter ihm rannte noch jemand auf sie zu. Und dieser Jemand war für sie kein Unbekannter.

Fortsetzung folgt!


Das achte Kapitel der Geschichte „Der Anfang des Zaubers“, entstand im Rahmen der novum Verlag Kampagne, „Fortsetzung folgt“, in deren Rahmen ein virtuelles Sammelwerk aus der Feder verschiedener Autoren entstehen soll.  Das kollektive Kunstwerk hat die Förderung und Inspiration von werdenden und etablierten Schriftstellern über den novum Corporate Blog zum Ziel. Wir bedanken uns bei Gastautorin Silvia Drach, die die Geschichte mit einem gefährlichen achten Kapitel in eine mysteriöse Richtung gesteuert hat.

Sie haben schon eine Idee, wie die Geschichte weitergehen könnte? Dann schicken Sie uns Ihren Beitrag für Kapitel 9 noch bis 1. Juli 2018 an newsletter@novumverlag.com und vielleicht sind Sie schon der nächste Autor unserer unendlichen Geschichte, die am 6. Juli 2018 veröffentlicht wird. Alle Informationen sowie die Teilnahmebedingungen finden Sie hier.

Lassen Sie Ihrer Tastatur freien Lauf!

Bisher erschienene Kapitel von „Der Anfang des Zaubers“:

Kapitel 1: Hans-Peter Fitze
Kapitel 2: Miriam Schwardt
Kapitel 3: Udo Rottmann
Kapitel 4: Janine Holstein
Kapitel 5: Joline Laura Halbach
Kapitel 6: Anke Leuschke
Kapitel 7: Elena Probst


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