Vorbild gesucht? Zwischen Genie, Vernunft und Wahnsinn – an diesen vier Schriftstellerinnen nehmen Sie sich gerne ein Beispiel.    

Von Klassikern bis zur Trivialliteratur – will man einen individuellen Schreibstil entwickeln, kommt man an Vorbildern der Literatur nicht vorbei. Ob schnörkellos wie Hemingway oder feingeistig wie Stefan Zweig, Lesen schult die Sprache. Doch keineswegs sind es nur männliche Schriftsteller, die den Weg zum angewandten Kunstschaffen geebnet haben. Zwar waren in vielerlei Fällen die Möglichkeiten beschränkt, nichtsdestotrotz oder – in manchen Fällen – sogar gerade deshalb veröffentlichten Frauen wie Mary Wollstonecraft oder Jane Austen schon Mitte des 18. Jahrhunderts mutige Pionierwerke, die Frauen aller Welt und jeder Konvention entgegen zum Vorbild des literarischen Wirkens werden sollten. Umso wichtiger ist es vereinzelten Ikonen der Weltliteratur immer wieder Platz zur Ehrung einzuräumen.

Von welchen Schriftstellerinnen wir noch viel lernen können, verraten wir unseren Neuautoren im Monat des Weltfrauentags mit vier Persönlichkeiten, die uns bewegen, begeistern und uns gleich mit einer ganzen Heerschar an geflügelten Worten beflügeln:

„Fang immer gleich heute an.“

Mary Wollstonecraft


Zelda Fitzgerald

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Zelda Sayre, besser bekannt als Zelda Fitzgerald, ist heute vor allem durch ihren Beinamen als exzentrische Frau an der Seite von Francis Scott Fitzgerald bekannt. Berühmt durch ihren Mann, berüchtigt für ihren Lebensstil, der den Geist der Roaring Twenties tiefer noch atmete als Jay Gatsby, gerät ihr Schaffen als Schriftstellerin zugunsten einer zufriedenstellenden Klatschgeschichte manchmal gerne in Vergessenheit. Doch Zelda Fitzgerald hat uns wesentlich mehr hinterlassen als eine tragische Existenz, die ihr Ende in der blinden Zerstörungswut des Feuers nehmen sollte. Bevor Zelda Anfang 1948 dem Brand in einer Nervenheilanstalt zum Opfer fiel, beschäftigte sie sich ebenso intensiv mit der Schriftstellerei wie ihr wesentlich berühmterer Ehemann. Aufgrund ihres unsteten Lebens, das durch wechselnde Klinikaufenthalte geprägt war, vollendete sie im Laufe ihrer Literaturkarriere zwar nur einen Roman, der soll aber ein Werk von verschüchternder Sprachgewalt sein. So schrieb der Schriftsteller und Journalist Matthias Penzel über Fitzgeralds Werk, „Ein Walzer für mich“: „Schon nach wenigen Seiten stockt einem der Atem bei der Wortgewalt, den Kaskaden und Assoziationen und Gefühlen, die Zelda ihren im Korsett der Südstaaten pubertierenden und nach New York flüchtenden Schwestern angedeihen lässt – alles sehr autobiografisch.“

Mary Shelley

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Eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur hinterließ uns Schriftstellerin Mary Shelley im Jahr 1818 mit ihrem Debüt „Frankenstein oder der moderne Prometheus“. Literarische Beachtung finden neben ihrem berühmtesten Werk aber auch Romane wie „Valperga“, „Perkin Warbeck“, oder „The Last Man“, ein ebenfalls apokalyptisch anmutendes Stück. Ihre Faszination für gesellschaftliche Reformen und für radikales, politisches Gedankengut wurde der begnadeten Schriftstellerin übrigens schon in die Wiege gelegt. Mary Shelley ist nämlich die Tochter der Feministin Mary Wollstonecraft, die sich schon im 18. Jahrhundert mit ambitionierten Schriften wie „Thoughts on the Education of Daughters“ oder ihrer „Verteidigung der Menschenrechte“ für die Rechte der kultivierten Frau einsetzte.

Virginia Woolf

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Im Jahr 2015 wählten 82 internationale Literaturkritiker gleich vier ihrer Romane zu den 100 bedeutendsten britischen Romanen: „Die Fahrt zum Leuchtturm“, „Mrs. Dalloway“, „Die Wellen“ und „Orlando“. Damit beweist sich Virginia Woolf auch noch 77 Jahre nach ihrem Freitod als literarische Ikone. Die ihr Leben lang zwischen Genie und Wahnsinn kontemplierende Schriftstellerin, deren Reminiszenzen weder in literarischer noch in menschlicher Hinsicht etwas an Ästhetik missen lassen, gilt vielen, literarisch ambitionierten Frauen bis in die Gegenwart als hoch stilisiertes Vorbild.

„Manchmal denke ich, der Himmel besteht aus ununterbrochenem, niemals ermüdendem Lesen.“

Virginia Woolf


Gertrude Stein

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Stilistisch anders kann man wohl Gertrude Steins Lebenswerk bezeichnen, das Kunstgriffe der Malerei wie den Impressionismus und den Kubismus sprachlich zu übersetzen trachtete. Der reduzierte Schreibstil der amerikanischen Schriftstellerin, die 1874 in Pittsburgh geboren worden war, ist in Anlehnung an den von William James definierten Bewusstseinsstrom entstanden und soll schon Hemingways Schreibe beeinflusst haben. Berühmt ist die Autorin und Verlegerin vor allem für ihre viel zitierte Zeile: „A rose is a rose is a rose is a rose“, die Hemingway nach einem Zwist zwischen den beiden zu einer provokativen Sprachparodie veranlasst haben soll: „A bitch is a bitch is a bitch is a bitch.“ Gertrude Steins plastischer Stil hat zeitlebens polarisiert und gilt bis heute als beispielgebend für die experimentelle Literatur.

Und welche Schriftstellerinnen haben Sie geprägt? Verraten Sie uns Ihre Stilikonen in den Kommentaren! 

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