Spontane Ideen sind die besten: Von diesen Vorteilen profitieren Discovery Writer, wenn sie ihr Buch ganz ohne Plan schreiben.

Stephen King’s Thriller »Misery« ist wie viele andere Geschichten des Bestsellerautors an Unvorhersehbarkeit kaum zu überbieten. Die Storyline von der besessenen Leserin, die den Autor ihrer Lieblingsbücher gefangen hält, um ihn zum Schreiben zu zwingen, versteht es, zu schockieren. Die Entwicklung der Geschichte war allerdings auch für den Autor eine Überraschung. Denn Stephen King, der König des Horrorgenres, bezeichnet sich selbst als sogenannten Discovery Writer.

Discovery Writer sind die Pioniere unter den Schriftsteller*innen. Sie verstehen ihr Werk als eine einzige Entdeckungsreise – für sich und für die Leser*innen. Anstatt sich der akribischen Gestaltung eines Plots zu verpflichten, lassen sie sich von der Weite ihrer Fantasie treiben wie ein Schiff auf dem Ozean. Oft kennen sie nur den Anfang ihrer Geschichte oder es ist eine Idee ohne klare Konturen, die sie zum Schreiben verleitet. Das Ende des Plots erkennen auch sie erst kurz vor dessen Eintritt. Auch darum werden die Discovery Writer gerne als Pantser bezeichnet: Flying by the Seat of their Pants, zu Deutsch so viel wie: Schreiben auf gut Glück.

Vertreter*innen des Discovery Writings finden sich in fast allen Genres. Wie zu vermuten, sind sie im Fantasygenre aber besonders oft anzutreffen. So zählen etwa J. K. Rowling, George R. R. Martin oder Neil Gaiman zu bekennenden Discovery Writern. Das wundert, werden doch dem Discovery Writing erhebliche Risiken zugeschrieben. So wird etwa vor Inkonsistenzen in der Storyline, Schreibblockaden, Sackgassen oder einem massiven Zeitaufwand für die Überarbeitung und Verbesserung der Story gewarnt. Auch die Gefahr von Lazy Storytelling ist latent gegeben. Leser*innen durchschauen es, wenn eine Geschichte nicht gut durchdacht ist. Plot Twists, die plötzlich auf den Plan treten und nicht mit Bedacht entwickelt wurden, wirken unauthentisch und langweilen das Publikum schnell.

Die Nachteile, die dem Discovery Writing nachgesagt werden, verlieren angesichts der zahlreichen Best Practice Bespiele aber schnell ihren Schrecken. Denn weder »Harry Potter« noch das legendäre »Lied von Eis und Feuer« weisen Mängel in ihrer Erzählstruktur auf. Ganz im Gegenteil, werden die Romane der genannten Autor*innen für ihre Komplexität und die Konsistenz ihrer Plotstruktur von Kritiker*innen hoch gelobt. Bedenkt man allerdings George R. R. Martin’s Schreibblockade, die Fans seit Jahren vergeblich auf eine Fortsetzung des Fantasyepos hoffen lässt, scheinen einige Schwachstellen des Discovery Writings doch enttarnt zu sein. Fast wirkt es so, als hätte sich der Autor in seiner komplexen Plotstruktur verrannt. Dennoch bietet das Discovery Writing erhebliche Vorteile, von denen wir vom novum Verlag Ihnen nun fünf vorstellen wollen. Unsere Schreibtrainer*innen empfehlen übrigens eine Kombination beider Methoden: Die Entwicklung einer basalen Plotstruktur, kombiniert mit den fantastischen Irrfahrten der Fantasie, kann eine Geschichte erschaffen, die nicht nur Sie, sondern auch Ihre Leser*innen verblüffen wird.

Kreativität

Klischees sind langweilig. Im Alltag begegnen sie uns nur allzu oft. Bücher sollten mit Klischees brechen und uns Geschichten bieten, die wirklich interessant sind und die es sich zu lesen lohnt. Wenn wir eine Geschichte planen, verlieren wir uns oft in Strukturen und Mustern, die wie eine Wiederholung von etwas wirken, das schon tausende Male erzählt wurde. Beim Entdeckungsschreiben aber durchbrechen wir altbekannte Muster. Plötzlich tun unsere Figuren etwas, was wir selbst nie von ihnen erwartet hätten. Vielleicht ist der kontrollierte, stilvolle Direktor der Firma ein Pyromane, der in seiner Freizeit heimlich Feuer entzündet. Oder aber die klassische Liebesgeschichte entwickelt sich zu einer Liaison mit einem Geist. Discovery Writing erlaubt es uns, völlig neue Facetten in unseren Figuren und Handlungen zu entdecken und so etwas wirklich Einzigartiges zu schreiben.

Spontanität und Spielwiesen

Pläne sind langweilig. Leben ist das, was passiert, während man damit beschäftigt ist, Pläne zu machen. Genauso verhält es sich auch mit dem Schreiben. Wenn wir unsere Geschichte auf Punkt und Komma genau planen, verlieren wir den Ehrgeiz, sie bis zum Schluss zu verfolgen. Erst die Spontanität, das, was nicht geplant werden kann, gibt dem Schreiben seinen Reiz. Das Schreiben ist schließlich immer auch eine Entdeckungsreise zu sich selbst. »Was ist es, was da in mir schlummert?«, ist eine Frage, die Autor*innen zum Schreiben antreibt. Alltagsflucht ist nur eines von vielen Motiven, das Autor*innen zum Schreiben bewegt. Wer seine Spontanität gegen Pläne tauscht, verliert sicher schnell den Spaß an der Sache.

Discovery Writer profitieren beim Schreiben von vielen Vorteilen, wie etwa der grenzenlosen Kreativität.

 Flexibilität

Durch das Discovery Writing wächst der Handlungsspielraum beim Schreiben im wahrsten Sinne des Wortes. Vielleicht eignet sich eine Szene wunderbar für eine Wendung, die man selbst nicht hat kommen sehen. Verfolgt man aber einen strengen Plan, muss man Ideen, selbst, wenn sie noch so spitzfindig gewesen wären, wieder verwerfen. Als Autor*in sollte man sich aber unbedingt Spielraum für Flexibilität erhalten. Spontane Ideen sind meistens die besten – auch, wenn das erhebliche Nacharbeit am Manuskript mit sich bringen kann.

Wie Sie geniale Plot Twists schreiben, verraten wir Ihnen in diesem Artikel.

 Authentizität

Wird etwas nach Plan geschrieben, verliert es oft seine Lebendigkeit. Charaktere oder Ideen nach Muster wirken oft trocken , weil es an und in ihnen nichts Neues mehr zu entdecken gibt. Wirklich interessant ist nur das Unvollkommene. Discovery Writer erlauben es sich, die Kontrolle loszulassen und damit authentische Handlungen, Figuren und Geschichten zu schreiben.

Effizienz

Welche Arbeit geht Ihnen leichter von der Hand? Die, die Sie tun müssen oder die, die Sie tun wollen? Schreiben ohne Plan lockt Ihr inneres Kind zum Spielen. Mit dem Discovery Writing umgehen Sie klassische Probleme wie Prokrastination oder Schreibblockaden, denn beim spielerischen Schreiben wird aus der Arbeit des Schreibens reines Vergnügen. Der Spaß an der Sache wirkt sich positiv auf Ihr Schreibtempo aus, da Sie aus Vergnügen, nicht aus Verpflichtung zu Werk gehen. 

Sie neigen zum Prokrastinieren? In diesem Beitrag finden Sie sieben Tipps gegen das ewige Aufschieben beim Schreiben!

Persönliche Beziehung

Das Discovery Writing ist eine Form des intuitiven Schreibens, bei dem wir uns unbewusst sicher auch vieles von der Seele schreiben. Dadurch entwickeln wir eine ganz besondere Beziehung zu unserer Geschichte – gewissermaßen kommt sie direkt aus unserer Seele. Beim Discovery Writing schreiben wir mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf. Diese persönliche Beziehung wirkt sich positiv auf die Qualität eines Buchs aus, denn nichts liest sich interessanter als eine echte, ehrliche Geschichte.

Und wie schreiben Sie am liebsten? Geben Sie beim Schreiben lieber dem Planen oder dem Entdecken den Vorzug? Teilen Sie Ihre Eindrücke und Erfahrungen mit uns in den Kommentaren!

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