Diese fünf Frauenfiguren von Jane Austen und Co. werden Sie nicht nur am Weltfrauentag inspirieren.

Selma Lagerlöf, Grazia Deledda, Sigrid Undset, Pearl S. Buck, Gabriela Mistral, Nelly Sachs, Nadine Gordimer, Toni Morrison, Wislawa Szymborska, Elfriede Jelinek, Doris Lessing, Herta Müller, Alice Munro, Swetlana Alexijewitsch, Olga Tokarczuk und Louise Glück – das ist sie, die kurze Liste aller Literaturnobelpreisträger*innen. Der Literaturnobelpreis, der wohl ein stilles Bestreben in jede*r ernsthaften Schriftsteller*in bildet, wird seit 1901 vergeben. Insgesamt 101 Männern wurde schon die Ehre zuteil, sich offiziell großer Worte rühmen zu dürfen. Dieser Zahl stehen 16 Frauen gegenüber. 16 Frauen, die sich auf den Welträngen der Literatur zu einem überschaubaren Grüppchen zusammendrängen.

Dass ein solches Ungleichgewicht seine Ursache nicht in der Ungleichverteilung von Können hat, sollte klar sein. Denn die Frau in der Literatur, die bis ins 19. Jahrhundert hinein praktisch unbedeutend war, hatte viel aufzuholen. Wer vor dieser Zeit als Frau publizieren wollte, brauchte entweder männliche Protegés, ein Pseudonym oder Beharrlichkeit. Zwar bemühten sich Frauen schon im 18. Jahrhundert um Gleichberechtigung und das Recht, sich auszudrücken. Doch ohne Courage und Mut war dieses Unterfangen aussichtslos. Während Olympe de Gouges ihren Einsatz für die Gleichstellung der Frau mit ihrem Leben büßte, war Mary Wollstonecraft mit sozialer Ächtung konfrontiert. Selbst Jane Austen verbarg in ihrem Erstlingswerk ihre Identität hinter einem Pseudonym. Der Geschlechtszensur unterwarf sie sich allerdings nicht. Schließlich war „By a lady“ die tapfere Verfasserin ihres Debütromans „Verstand und Gefühl“. Lange Zeit sollte sich die Frauenliteratur nur im engen Korsett von Liebes- und Gouvernantenromanen bewegen. Doch schließlich setzten sich auch starke Frauenfiguren durch. Die Schriftstellerinnen begannen, ihre Stimmen in Form ihrer Figuren zu erheben. Plötzlich waren die Protagonistinnen von Ideen der Selbstbestimmung, -behauptung und Befreiung in einer patriarchalen Gesellschaft beseelt. Vor allem Frauenfiguren des 20. Jahrhunderts waren eine Katharsis für Autor*innen und ihre Leser*innen. Zum Weltfrauentag stellen wir vom novum Verlag fünf starke Frauenfiguren mit Vorbildfunktion vor. Eine Leseliste für Frauen und Männer, die mehr über Emanzipation und Feminismus erfahren wollen, finden Sie übrigens hier

Fünf starke Frauenfiguren

Clarissa Dalloway

Virgina Woolf’s Werk war und ist für die Frauenbewegung unerlässlich. „Ein Zimmer für sich allein“ ist aus der feministischen Literatur nicht mehr wegzudenken. Doch auch im Roman „Mrs. Dalloway“ begegnen wir feministischen Motiven. Abgebildet wird ein Tag im Leben von Clarissa Dalloway, einer wohlsituierten, bürgerlichen Frau im England des beginnenden 20. Jahrhunderts. Was in der Handlung durchschlägt, ist ein beständiges, bestechendes „Was wäre, wenn?“ Was wäre, wenn Clarissa nicht zu Mrs. Dalloway, der Ehefrau von Richard Dalloway, geworden, wenn sie ihren innersten Sehnsüchten nachgegeben und die Frau geworden wäre, die sie immer hatte sein wollen? Im Kontrast zu ihrem trockenen, geglätteten Alltag wirken Clarissas Gedanken zermarternd und zwingen auch Leser*innen zur Auseinandersetzung mit dem, was sie eigentlich wollen.

Anna Karenina

Anna Karenina ist der Literatur eher als tragische Figur bekannt. Zwar stürzt sie sich unzweifelhaft in ein Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Geliebten Alexej Wronskij, doch darf die Loslösung von ihren Konventionen als Ehefrau und Mutter durchaus als emanzipatorischer Akt verstanden werden. Darüber hinaus kritisiert Tolstois Meisterwerk umsichtig das herrschende Geschlechtergefälle zwischen Mann und Frau im Russland des 19. Jahrhunderts. Während bei Untreue den Mann maximal eine eheliche Unannehmlichkeit bevorstand, bedeutete die gleiche Tat, begangen von einer Frau, den gesellschaftlichen Klippensprung.

Helene Willfür

Vicky Baum, eine jüdische, österreichische Schriftstellerin, die in den Dreißigern in die USA emigrierte, erschuf mit Helene Willfür eine Figur, die ihrerzeit vielen jungen Frauen wegweisend war.  Die Hauptfigur von „Stud. chem. Helene Willfür“ war nicht nur durch ihre Studienwahl auffallend. Die erste Chemiestudentin Deutschlands, Clara Immerwahr, promovierte schließlich erst 1900 und technische Studien werden bis heute vermehrt von Männern belegt. Doch auch Helenes Entschlossenheit, ihr Studium als Mutter eines unehelichen Kindes fortzuführen, zu promovieren und konsequent ihre Karriere zu verfolgen, war vielen Frauen eine Inspiration.

Esther Greenwood

„Wenn ich erst Kinder hätte, würde ich anders denken, dann würde ich keine Gedichte mehr schreiben wollen“, prognostiziert ein ehelicher Anwärter Esther Greenwood, als sie seinen Heiratsantrag abschlägt. Für die Frauen der 50er-Jahre wird Esther Greenwood, Hauptfigur des Romans „Die Glasglocke“, schnell zur feministischen Gallionsfigur. Die strengen Konventionen der Fünfziger drängen Frauen mit dem Wunsch nach Selbstverwirklichung ins gesellschaftliche Abseits. Esther Greenwood, die sich dagegen verwehrt, „(…) Männern irgendwie dienstbar zu sein“ wirkt wie ein Gegengift gegen das toxische Milieu dieser Zeit. Autorin Sylvia Plath hat viele autobiographische Absätze in ihrem Buch gesetzt. Da sie kurz nach der Veröffentlichung ihres Debütromans Selbstmord beging, wurde sie erst posthum zu einer Ikone der Frauenbewegung.

Jane Eyre

In einer Liste der starken Frauenfiguren darf Jane Eyre, Protagonistin des gleichnamigen Buchs von Charlotte Brontë, nicht fehlen. Janes Geschichte ist wie die keiner anderen Frau ihrer Zeit eine der Emanzipation. Ihr Wille, ihr Ehrgeiz, ihr Mut und ihr stures, standhaftes Charakterbild lassen sie nicht nur aus den engen Grenzen ihres Standes, sondern auch aus jenen ihres Geschlechts heraustreten. Jane nimmt ihr Schicksal an, bahnt sich ihren Weg durch die einschnürenden Schlingen ihres Lebens und macht sich damit zu einem unsterblichen Vorbild für Frauen aller Generationen.

Sie kennen noch mehr starke Frauenfiguren? Inspirieren Sie uns mit Ihren weiblichen Vorbildern in den Kommentaren!  

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