Von Liebe und Selbstliebe handeln die wundervollen Weihnachtsgeschichten unserer Gastautor*innen 2021. Lesen Sie die Geschichten bis zum Schluss und vielleicht erwartet auch Sie ein kleines Weihnachtswunder.

Jahr für Jahr suchen wir vor Weihnachten die schönsten Weihnachtsgeschichten unserer Community. Dieses Jahr ist die Wahl auf Bianca Binder und Martin André Steinert gefallen, die außerordentlich viel Liebe in ihre Geschichten gepackt haben.

Wir hoffen, dass Sie zwischen oder nach den Feierlichkeiten eine Minute Zeit finden, um sich in die Weihnachtsgeschichten unserer beiden Autor*innen zu begeben und die Stimmung in sich aufzunehmen. Beide Kurzgeschichten bieten sich aber auch wunderbar an, um sich in nostalgischer Stille vorm Weihnachtsbaum zu versammeln und sie sich gegenseitig vorzulesen. Wie Sie sich auch entscheiden, lesen Sie die Geschichten auf jeden Fall bis zum Schluss, denn dort wartet auch dieses Jahr wieder ein kleines Weihnachtswunder auf Sie. In der Geschichte von Bianca Binder haben wir ein kleines Gewinnspiel für ein Bücherpaket bestehend aus 1 × 2 Büchern aus unserem Verlag verpackt. Mehr Infos dazu finden Sie am Ende des Beitrags!

Wir vom novum Verlag wünschen Ihnen und Ihren Liebsten besinnliche Feiertage und ein frohes Fest!

Die unvergessliche Hütte

Gewidmet meiner Tochter Anna-Marie“, Bianca Binder

Eine junge Frau fand beim Spaziergang im verschneiten Wald eine kleine, mit Lichterketten geschmückte Hütte, die sie an diesem Ort vorher noch nie gesehen hatte.

Neugierig schielte sie durchs Fenster und sah einen reichlich gedeckten Tisch darin. Verwundert über so einen festlich gedeckten Tisch im Wald bemerkte sie den Mann hinter ihr nicht, der bereits mit schnellen Schritten auf sie zukam.

„Alles in Ordnung?”, fragte plötzlich eine tiefe Männerstimme und die junge Frau erschrak und stürzte beinahe von der Kiste, auf der sie stand, um besser durch das Fenster sehen zu können. Peinlich berührt und mit pochendem Herzen stieg sie hinab und spürte, wie ihre Wangen anfingen zu glühen und rot anliefen. „Entschuldigung, ich wollte nicht…“, begann der Mann. „Schon gut, ich war zu neugierig, tut mir leid“, unterbrach ihn die junge Frau. Der Mann stand nun direkt vor ihr, sie konnte in seine eisblauen Augen sehen und es schien, als könnte er mit ihnen direkt in ihre Seele blicken.

„Schon gut, ich bin jedes Jahr zu Weihnachten in dieser Hütte. Ich verbinde sehr viel Schönes mit dieser Hütte hier“, verriet der Mann. „Weihnachten in einer Hütte, das muss wirklich traumhaft sein“, dachte die junge Frau und senkte ihren Blick.


„Oh, tut mir leid, habe ich etwas Falsches gesagt?“, riss der Mann sie aus ihren Gedanken. „Nein, nein, schon gut, es ist schon spät, ich sollte Sie nicht länger aufhalten“, stammelte die junge Frau und drängte sich an dem Mann vorbei. Dabei roch sie einen intensiven, aber nicht aufdringlichen Männerduft und ihre Hände fingen an zu zittern. Sie zitterten so stark, dass es sogar dem Mann auffiel, denn er fragte sie etwas, was sie aber nur entfernt wahrnahm. „Geht es Ihnen gut? Ist Ihnen kalt?“, wiederholt er etwas lauter. „Mir… mir ist etwas schwindelig“, brachte sie mühselig hervor. „Kommen Sie kurz mit rein, setzen Sie sich und trinken etwas“, schlug der Mann ihr vor. Zögernd nahm sie das Angebot des Mannes an und ging mit ihm durch die große Tür in die warme Hütte hinein. Sie legte ihren roten Mantel und ihren weißen Schal ab und setzte sich auf den Stuhl, der zu dem gedeckten Tisch gehörte. Der Mann musste ihren verwunderten Blick sehen, denn prompt erklärte er ihr, dass er Freunde zum Essen eingeladen hatte, welche sich durch den vielen Schnee aber verspäten würden. „Ich wollte Sie nicht stören“, entschuldigte sich die junge Frau. „Bitte, Sie stören doch nicht“, sagte der Mann und reichte ihr ein Glas Wasser. Dankend nahm die Frau es entgegen und trank einen großen Schluck. Sie merkte, wie sich ihre Hände langsam beruhigten und war froh, als sie wieder Kontrolle über ihren Körper bekam.


Sie blickte sich in der Hütte ein wenig um und war überrascht, als sie überall weiße Lilien entdeckte. Die Einrichtung war in klassischem Weiß gehalten, wirkte aber nicht steril. Im Gegenteil, es war alles sehr geschmackvoll eingerichtet. Ein großer Spiegel hing an einer Wand und ließ den Raum größer wirken, als er eigentlich war. Außerdem brannte ein Feuer im Kamin, weshalb es in der Hütte gemütlich warm war.


Die junge Frau trank weiter aus ihrem Glas und mit jedem Schluck fühlte sie, wie die Lebensenergie zurückkam. Draußen fielen mittlerweile dicke Schneeflocken vom Himmel und die junge Frau stellte sich vors Fenster und beobachtete das Schneegestöber. Komisch, dachte sie, wie leichtfertig sie war, kannte sie doch nicht einmal den Namen von diesem Mann. Sie drehte sich um und sagte: „Ich habe mich Ihnen noch gar nicht vorgestellt, mein Name ist Anna“.
„Gabriel“, stellte sich der Mann vor.
„Schöne Hütte, gehört die Ihnen, ähm, ich meine dir?“, fragte die junge Frau.
„Sie gehört mir nicht allein, meine Frau hat sie eingerichtet.“ Der Mann senkte den Kopf und die junge Frau spürte seine Traurigkeit. Stille legte sich wie eine schwere Decke über die beiden. In der Hoffnung, dieser Stille zu entkommen, ging sie ein paar Schritte auf ihn zu. Sie standen sich nun so nahe, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Plötzlich durchströmte sie ein wohlig warmes Gefühl. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich stark zu dem Mann hingezogen. Ihr Herz begann zu klopfen. Sie streckte die Hand nach dem Mann aus und strich über seine Wange.

Erschrocken über sich selbst zog sie ihren Arm schnell wieder zurück. Der Mann jedoch sah sie mit seinen eisblauen Augen an und ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Die junge Frau errötete und sie konnte es sich nicht erklären, aber irgendetwas an diesem Mann schien ihr sehr vertraut. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie. Für einen kurzen Augenblick stand die Welt still. Schlagartig tauchten Bilder in ihrem Kopf auf, Bilder von ihr und dem Mann, der sie gerade küsste. Zuerst waren es nur einzelne Bruchstücke, sie im weißen Brautkleid, er in einem eleganten Anzug. Stück für Stück kamen mehr Erinnerungen zurück und das Puzzle setzte sich langsam zusammen. 

„Anna, was ist los?“ fragte Gabriel besorgt. „Ich erinnere mich wieder, Gabriel“, stammelte sie. „Wir… wir sind verheiratet, in dieser Hütte haben wir unsere Flitterwochen verbracht. Die Lilien…mein Brautstrauß…“, wollte Anna weitererzählen. „Setz dich erstmal“, unterbrach Gabriel sie. „Ich rufe gleich Dr. Weber an.“ „Warte Gabriel, erzähl mir zuerst, wieso wir hier sind? Was genau ist passiert?“ wollte Anna wissen.


„Ok. Du hattest vor ein paar Monaten einen Autounfall und leidest seitdem an einer Mischung aus retrograder und anterograder Amnesie. Du erinnerst dich an vieles nicht, was vor dem Unfall passiert ist und alles was danach passiert, speicherte dein Langzeitgedächtnis kaum ab. Du warst bis vor kurzem noch im Krankenhaus, aber deine Erinnerung wollte nicht zurückkommen. Die Hütte war meine letzte Hoffnung. Wir waren bisher jedes Weihnachten hier und wir wollten auch dieses Jahr wieder in die Hütte kommen. Also habe ich dich abgeholt und wir sind hierhergefahren und es schien als, würde es funktionieren. Du konntest dich an den Weg erinnern und auch die Hütte kam dir bekannt vor. Ich habe dein Lieblingsessen gekocht, aber als ich Holz für das Kaminfeuer holen ging und zurückkam, warst du weg. Ich wollte dich suchen, schließlich hatte ich Angst, du würdest dich verirren, doch als ich um die Ecke bog, sah ich dich am Fenster stehen und als ich dich ansprach, wurde mir klar, du erinnerst dich wieder nicht.“ erzählte der Mann.  

„Wieso hast du nicht gleich etwas gesagt?“, wunderte sich Anna. „Der Arzt meinte, ich solle nichts erzwingen, das wäre kontraproduktiv, aber jetzt sind all die Erinnerungen wieder da. Es ist wie ein Weihnachtswunder!“, freute sich der Mann.


Es ist nie zu spät

Ich möchte diese Weihnachtsgeschichte einem ganz besonderen Menschen, Andrea P. widmen, die leider sehr schwer erkrankt ist. Meine Botschaft soll ein Licht der Hoffnung sein und dazu ermutigen, niemals aufzugeben!“, Martin André Steinert

Der Wecker klingelte. Ich erwachte wie immer blitzschnell aus meinen schwachen Träumen. Eigentlich war es ein ganz normaler Morgen. Sollte es heute wirklich der an Heilig Abend sein? Mich überkam ein seltsames Gefühl. Etwas verunsichert rieb ich in meinen Augen, um einen besseren Blick zum gegenüberliegenden Fenster zu bekommen. Fahles Licht schimmerte durch die halb offenen Läden und eine sonderbare Kühle drang ins Zimmer. Mein Kopf fühlte sich schwerer an als sonst und nur mit großer Anstrengung überwand ich mich zum Aufstehen. Konnte ich meine Arbeit einfach sausen lassen? Nein, auf keinen Fall, das würde meine Pläne völlig durcheinanderwerfen. Zudem fiel mir ein, dass ich doch heute Lucy besuchen wollte. Schon lange machte sie mir bittere Vorwürfe, dass ich vor lauter Arbeit kaum noch Zeit für sie hätte und mein letzter Besuch schon ein halbes Jahr zurückliegen würde. Ich spürte, wie sich in mir Widerstand regte. Dennoch, nach ein paar Schluck kalten Kaffees vom Vorabend, machte ich mich schließlich auf den Weg. Nebelschwaden zogen durch die Straßen, alles wirkte leer und selbst die alte Allee wie ausgestorben. Schwere Kälte durchdrang meine Jacke. Mit beiden Händen zog ich den Kragen höher und blickte starr geradeaus. Ich zweifelte an mir selbst. Oder hatte sich die Welt um mich herum wirklich so verändert?

Ein einzelnes Auto rauschte an mir vorbei; zwei schwarze Raben flogen erschreckt auf, um in den näher kommenden Wald zu flüchten. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr weiter laufen zu können; und doch trieb eine unsichtbare Kraft, die wie eine feuchte, große Hand gegen meinen Rücken drückte, mich weiter und weiter in den Wald hinein. War es denn überhaupt der richtige Weg, den ich eingeschlagen hatte? Ein Schatten lag über meiner Erinnerung. Krampfhaft suchte ich nach irgendwelchen Merkmalen. Doch die Bäume und Sträucher waren stumm, nicht einmal ein Windhauch entzog ihnen ein leises, beruhigendes Rascheln. Die Einsamkeit schien mich zu erdrücken. Trotzdem war ich froh, nicht schon jetzt die krächzende, durchdringende Stimme von Lucy hören zu müssen. Mitten im Wald hielt ich abrupt inne. War da nicht ein Knacken hinter mir?

Meine Knie begannen zu zittern, was sollte ich nun machen? Sollte ich mich verstecken oder einfach weitergehen? Bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, versetzte mir diese geisterhafte feuchte Hand einen unerwartet starken Stoß, so dass ich fast auf den aufgequollenen Waldboden gestürzt wäre. Kurz darauf vernahm ich Schritte. Es waren große, lange, die mich schon bald zu überrollen schienen. Alles um mich herum wirkte dunkel, unnahbar, obwohl ich doch schon längst die Helle vom Waldende her, meinem Ziel, wahrnehmen sollte. Ohne nur einen Blick nach hinten zu wagen, begann ich zu rennen. Meine bleiernen Füße zwangen mich zu kleineren Schritten. Aber ich musste doch weiter; die großen, langen Schritte, die mich bald einholen würden!

Eine innere Stimme meldete sich, drückte auf meine Brust, nahm mir fast den Atem und rief immerfort: „Du bist zu spät, du bist zu spät …!“ Das Herz begann zu rasen, Schweiß rann mir von der Stirn. Würde es ein Ende geben?

Da vorne, plötzlich ein kleiner Schimmer; die letzten qualvollen Schritte. Doch warum war da kein Haus, das Haus von Lucy, in das ich mich hätte flüchten können?

Anstelle dessen sah ich jetzt ein winziges Licht, das sich durch die letzten Bäume meines Weges kämpfte. Hinter mir immer noch die großen, langen Schritte; in mir wieder diese Stimme.

Erst jetzt zeigte sich die zu den Schritten gehörende Gestalt, als mächtiger, alles umfassender Schatten, der mir den Weg zu versperren schien. Verzweifelt versuchte ich in meiner panischen Angst um ihn herumzukommen, wollte umkehren.…

Dann aber wurde aus dem winzigen Licht ein hell leuchtender riesiger Stern, der immer größer wurde und den dunklen Schatten in sich verschlang. Seine wundervoll funkelnden Strahlen spiegelten sich tief in meinem Herzen wider und durchströmten meinen klammen Körper mit unfassbarer Kraft. All meine Ängste und Selbstzweifel waren besiegt und ich spürte, dass es niemals zu spät ist, an Weihnachtswunder zu glauben!

Sie wollen mehr von novum Verlag Autor Martin André Steinert lesen? In seinem Buch Martin André Steinert – der lange Weg zu mir selbst“ begibt sich der Autor nicht nur auf die Suche nach seinem verlorenen Ich, sondern findet auch den Mut zu ihm zu stehen. Ein ganz besonderes Buch für den mutigen Blick nach Innen.



Gewinnspiel

Wortgestöber! Sie wollen zwei weihnachtliche Überraschungsbücher aus unserem Verlag gewinnen? Dann verraten Sie uns noch bis Samstag, 25. Dezember 2021, 23:59 Uhr, in den Kommentaren auf Facebook, auf Instagram oder am Blog, welchen Satz die fett markierten Wörter in der Weihnachtsgeschichte von Bianca Binder zusammen gelesen ergeben.

Alle Infos zu unserem Gewinnspiel finden Sie in diesem Beitrag! Mit der Teilnahme am Gewinnspiel akzeptieren Sie die allgemeinen Teilnahmebedingungen*.