Für seine spitzfindige Politsatire „Durchghaut und feingfurdat” hat Johann Willnauer den novum Verlag Buchpreis gewonnen. Im Interview spricht der Autor über Politikverdrossenheit und ein Sittenbild in Schieflage.

Politische Satire mit einem wahren – wenn auch bitterem – Kern hat Autor Johann Willnauer mit seinem Werk „Durchghaut und feingfurdat“ aufs Papier gebracht. Das Buch, das mit dem novum Verlag Buchpreis ausgezeichnet wurde, entwirrt die überraschend einfachen Entstehungsmechanismen politischer Korruption: in ihrem Zentrum steht immer eine Person, die ihre eigenen Interessen vor die der Gemeinschaft stellt. Mit zynischem Geschick karikiert der Autor teils politische, teils private Akteure, die nur aus Kalkül handeln und Kapital aus der Krise schlagen.

Den Handlungsrahmen für das Geschehen schafft eine Krise, die nicht zufällig Ähnlichkeiten zu Corona aufweist. Nach Meinung des Autors habe das Wohl der Bevölkerung vor allem an dem Kurs der Politik Schaden genommen, der mehr auf Inszenierung und Imagepflege bedacht war als auf konstruktive Lösungsvorschläge. Der klare, unverstellte Blick des Autors kommt vor allem bei der Leserschaft gut an, was dem Buch den novum Verlag Buchpreis eingebracht hat. Denn auch, wenn das Buch Unterhaltung verspricht, so regt es doch zum Nachdenken über politisches Versagen an. Wir haben den Autor Johann Willnauer zum Gespräch getroffen und mit ihm über Postenschacher, Politikverdrossenheit und die Bekräftigung von Perspektivenvielfalt gesprochen.

Interview mit Johann Willnauer

Herr Willnauer, Ihr Buch liest sich wie Politsatire erster Klasse. Wie ist die Idee dazu entstanden, ein Buch über die Postenschacher der Politik zu schreiben?

Der ursprüngliche Grund, warum ich ein Buch geschrieben habe, ist das Fernsehprogramm, welches um 20:15 Uhr geboten wird.  Es regt mich wirklich  auf. Wir haben 27 verschiedene Sendeprogramme und es passiert sehr oft, dass ich keinen einzigen Film,  Krimi etc. passend für mich finde. Lediglich Dokus sind für mich immer in Ordnung.

Also beschloss ich, einen Film drehen zu lassen. Meine  Schauspieler wählte ich vorwiegend aus dem Kreis der Pensionisten, authentische Personen. Die Kulisse sollte sich hauptsächlich  in unserer Region befinden und eine Geschichte war schnell erfunden. Dann machte ich mich auf zu einem Bekannten, der für Servus TV Filme dreht, und unterbreitete ihm meine Idee. Er riet mir von meinem Vorhaben ab (Kostengründe, enormer Zeitaufwand) und schlug mir vor, ein Buch zu schreiben. Da ich noch nie so etwas gemacht habe, erkundigte ich mich bei der Freundin meines Sohnes, was beim Schreiben eines Buches wichtig  sei. Sie sagte, eines der wichtigsten Dinge sei eine zusammenhängende Handlung.  Und dann begann ich die Geschichte mit meinen „Schauspielern“ und der dazugehörenden Kulisse  niederzuschreiben.

Was den Postenschacher in der Politik betrifft, so gibt es natürlich jede Menge Stoff in unserem Land, und gerade „alltägliche“ Themen aus dem Leben, so dachte ich mir, wären für das Publikum interessant. Man braucht nur noch eine gewisse Menge „Pfeffer bzw. Salz“  zum Thema beimengen, um die richtige „Würze“ zu erzeugen.

Da das Sittenbild der Politik, und im speziellen einer Regierungspartei im Sturzflug nach unten ist, nimmt man die Damen und Herren nicht mehr ernst. Und auch der Respekt der Wähler gegenüber der Obrigkeit schrumpft auf ein Mindestmaß.

Die Kritik an der Coronapolitik ist in Ihrer Geschichte unverkennbar. Zurzeit ist die Aufarbeitung der Krise ein Thema, das die Gesellschaft bewegt. Wo hat die Politik Ihrer Auffassung nach versagt, wo nicht?

Die medialen, fast schon täglichen Auftritte einzelner Regierungsmitglieder während der Pandemie habe ich noch sehr gut in Erinnerung. Sie dienten meiner Meinung nach auch vorwiegend der Inszenierung und Imagepflege. Es  wäre vielleicht sinnvoller gewesen, Experten mehr in den Vordergrund treten zu lassen. Dann hätte man auch die Polarisierung der Bevölkerung gebremst.

Was die finanzielle Unterstützung gewisser Branchen in der Coronazeit betrifft, so kann man nur staunen, dass in der obersten Führungsriege der Republik gewisse Leute Umsatz mit Gewinn gleichsetzten.

Auch hier war zu bemerken, dass zweifelsohne finanzielle Hilfen für diverse Branchen erforderlich waren,  mit der Verteilung dieser Mittel wurde jedoch alles andere als sorgsam umgegangen.

Ihr Buch ist voll von so interessanten wie skurrilen Figuren. In der Handlung sticht Alchemist Hendrik hervor, der auf die Symbiose von Kloster- und Schulmedizin setzt. Welches Potential sehen Sie selbst in diesem synergetischen Modell?

Dass man eine Lungenentzündung nicht mit Pfefferminztee behandeln kann, ist klar. Die moderne Medizin bzw. Pharmaindustrie hat  jedoch alternative Heilmittel weitgehend verdrängt. Diese alten „Hausmittel“ sollte man wieder salonfähig machen und mehr ins Bewusstsein der Menschen bringen, unter anderem zugunsten der Kostenersparnis bei Patienten bzw. Krankenkassen und einen besseren Bezug zur Natur (Pflanzenwelt).

Ihr Werk deckt die Mechanismen der Korruption humoristisch auf und übernimmt damit auch eine wichtige Kritikfunktion. Finden sich noch weitere Ideen gegen Korruption in Ihrem Werk?

Man liest im Buch, dass Fritz de Lux auch „gute Seiten“ hat. Man beobachtet aber  auch in der Politik, dass die handelnden Personen mit zunehmender Amtsdauer immer ausgefeilter werden. Man klebt mit aller Macht am Sessel.  Ist es die Gelegenheit,  die sie zu „Dieben“ macht oder haben diese Menschen ein „Korruptionsgen“, welches sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt?

Die Tatsache, dass „die da Oben“ abgehoben sind und gar nicht mehr wissen, wie „die da Unten“ ticken, vergrößert das Misstrauen und die Verdrossenheit. Wenn Wasser gepredigt und Wein getrunken wird, was soll man da noch sagen?

Anderseits hat der Wähler auch nicht den Mut, eine Kleinpartei zu wählen. Bei Unzufriedenheit bzw. Politverdrossenheit profitieren nur populistische Parteien. In meinem Buch rücken die Einwohner einer Region enger zusammen, da sie ein gemeinsames Ziel und auch einen gemeinsamen „Gegner“ haben. Untereinander versteht man sich, und kann sich auch besser austauschen.

Zurzeit stürzen wir gefühlt von einer Krise in die nächste. Die Politikverdrossenheit der Menschen wächst. Hält Ihr Buch auch Botschaften für eine bessere politische Zukunft bereit?

Die Politverdrossenheit mag auch damit zusammenhängen, dass man sich als einzelner Bürger nicht von der Politik vertreten bzw. verstanden sieht. Und hier ist meiner Meinung nach folgender Umstand Schuld: Der Nationalrat, das gesetzgebende Organ, besteht zu zwei Drittel der Abgeordneten aus Beamten. Diese können für ihre politische Tätigkeit freigestellt werden, um später evtl. wieder ihren Beruf auszuüben.

Gewerbetreibende, Bauern, Arbeiter oder Angestellte haben es da wesentlich schwerer. Daher sind auch diese Berufsgruppen kaum im Nationalrat vertreten. Es herrscht praktisch ein Übergewicht von Beamten, der Rest sind Industrielle, Großunternehmer, Großgrundbesitzer ect.

Diese Schieflage erklärt meiner Meinung nach viel. Botschaften für eine bessere politische Zukunft finden sich eher nicht in meinem Buch.

Vor kurzem wurde Ihr Werk mit dem novum Verlag Buchpreis und damit zum beliebtesten Buch in unserem aktuellen Programm ausgezeichnet. Bei der Beliebtheit herrschte unter dem Publikum Einigkeit, doch Corona polarisiert. Welche Reaktionen auf Ihr Buch haben Sie in Ihrem Umfeld erlebt?

Viele Leser bestätigten mir,  dass es im realen Leben genau so abläuft, wie es im Buch beschrieben ist.

»Durchghaut und feingfurdat« ist Ihr Debüt als Autor. Warum haben Sie sich für Ihr erstes Werk für unseren Verlag entschieden und welche Erfahrungen mit dem novum Verlag haben Sie gemacht?

Die Wahl für Ihren Verlag habe ich rein zufällig getroffen. Ich habe mit dem novum Verlag  die richtige Entscheidung getroffen und bin mit der Betreuung sehr zufrieden.

Die Krisen kommen und gehen, doch die Lust am Schreiben bleibt: Dürfen wir uns  auf ein weiteres Werk von Johann Willnauer freuen?

Ja, das glaube ich schon.

Vielen Dank für das Gespräch!

Sie wollen mehr über den novum Verlag Buchpreis und über unsere Gewinner*innen erfahren? Hier finden Sie alle Infos. Lesen Sie hier das Interview mit unserer letzten Gewinnerin Magdalena Steinkogler.

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Über den Autor

© Ernst Füreder

Johann Willnauer wurde 1964 in Österreich geboren. Der inzwischen über zwanzig Jahre verheiratete Autor hat auch schon einiges geleistet. Nach einigen Jahren unselbständiger Arbeit als Buchhalter übernahm er das Transportunternehmen seiner Familie und leitet es seitdem. Doch nicht nur in Willnauers Berufsleben geht es rund.
Willnauer ist auch der Vater von zwei Söhnen und war bis zu seinem 35. Lebensjahr Hobbyjäger. Inzwischen füllt er seine Freizeit mit dem Schreiben und geht auch gern mal zum Fischen raus in die Natur.


Über das Buch

Im schönen Österreich ist Corona ausgebrochen, nur ein Bezirk scheint verschont zu bleiben. Und das auch noch wegen eines Alchemisten. Nur gut, dass einige zwielichtige Gestalten genau wissen, wie man damit Geld verdienen kann.

„Durchghaut und feingfurdat“
Johann Willnauer
54 Seiten
ISBN: 978-3-99131-635-0
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