In diesen fünf Literaturhotels in Europa ist die Muse Dauergast.

Alltagsflucht ist ein unter Schriftsteller*innen bekanntes Phänomen. Autor*innen suchen in der Ferne nicht nur Stille, sondern auch Inspiration. Die Idee zu John Irvings erstem Buch etwa entstand in Wien. Martin Heidegger zog sich zum Schreiben in die satte Abgeschiedenheit des Schwarzwalds zurück. Und Henry David Thoreau beschreibt sein isoliertes „Leben in den Wäldern“ in dem gleichnamigen Meisterwerk, das während eines zweijährigen, asketischen Aufenthalts in einer Blockhütte am Walden Pond entstanden ist. Die Weltflucht, wie Thoreau sie nennt, ist unter Autor*innen auch heute noch weit verbreitet. Doch auch wenn die Ferne lockt, ganz ohne Bleibe kommen selbst Bohemiens nicht aus. Das Schreibexil sollte aber mit Bedacht gewählt sein. Zwar war Thoreau der Überzeugung, dass zum Schlafen und Schreiben auch eine Holzkiste ausreiche, allerdings darf es für die modernen Schreiber*innen schon etwas mehr Komfort sein. Ideal ist ein Ort, der die oder den Autor*in von allen Ablenkungen abschirmt. Gleichzeitig müssen aber auch Grundbedürfnisse gestillt sein. Einkaufen, Kochen und Putzen passen nicht in die romantische Vorstellung von einer/ einem Autor*in, die/ der kurz vor der Vollendung ihres/ seines Werks steht. Wohl aus diesem Grund haben hochkarätige Autor*innen wie Ingeborg Bachmann, Thomas Mann oder Ernest Hemingway das Hotel als Schreibort für sich entdeckt. Das Hotel bietet alles, was Schriftsteller*innen zum Schreiben brauchen: Verpflegung rund um die Uhr, eine Bar für den ein oder anderen Inspirationsnachschub und einen Schreibtisch, an dem das Werk vollbracht werden kann. Es ist ein Ort der Ruhe und Bewegung. Ein Ort, an dem alles möglich ist. Fünf dieser Orte stellen wir vom novum Verlag Ihnen heute vor. Vielleicht empfiehlt sich ein Aufenthalt auch für Ihr Buch? Oder aber Sie schauen einfach auf einen Drink an der Hotelbar vorbei? In diesen fünf Literaturhotels ist der Geist des Schreibens in jeder Suite spürbar. Lassen Sie sich inspirieren!
Die fünf schönsten Literaturhotels in Europa
Literaturhotel Berlin-Friedenau, Deutschland
Ganze drei Literaturnobelpreisträger*innen lebten in Friedenau, jenem Ort, an dem das Literaturhotel Berlin-Friedenau zum Schreiben inspiriert. Günter Grass, Herta Müller und Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch verkehrten in dem Berliner Künstlerviertel. Letztere war sogar mehrmals im Literaturhotel zu Gast, wo Mobiliar und Ausstattung ganze Bände sprechen. Das Boutiquehotel wartet mit einer eigenen Bibliothek auf, die Werke aller Schriftsteller*innen und Dichter*innen, die in Friedenau lebten, birgt. Autor*innen holen sich im Biedermeierzimmer oder beim Lustwandeln im pittoresken Garten Inspiration. Das Drei-Sterne-Hotel in dem Berliner Vorort ist übrigens auch für Künstlerbudgets erschwinglich.
https://www.literaturhotel-berlin.de/



Hotel Rathauspark, Österreich
Wo die Wiener Kaffeehauskultur nur einen Steinwurf entfernt ist, liegt das Hotel Rathauspark Wien. In dem Palais, in dem das Vier-Sterne-Hotel einquartiert ist, wohnte einst Stefan Zweig. In der Rathausstraße 17 sollen sein Gedichtband „Silberne Saiten“ sowie seine erste Novelle, „Die Liebe der Erika Ewald“ entstanden sein. Im Hotel Rathauspark Wien inspiriert vor allem die unmittelbare Umgebung zu literarischen Sternstunden. Hotelgäste können sich mit einem eigenen Audioguide auf die Spuren von Stefan Zweig, Arthur Schnitzler und Co. begeben. Und zum Frühstück weckt eine echte Wiener Melange die schriftstellerischen Sinne.
https://www.austria-trend.at/de/hotels/rathauspark




Waldhaus Sils, Schweiz
Dürrenmatt, Donna Leon und Loriot – wer Namen wie diese in seinem Gästebuch verzeichnet, darf sich wohl zurecht als „Literaturhotel“ bezeichnen. Das Waldhaus Sils im Schweizer Engadin beherbergte schon literarische Größen wie Hermann Hesse, Thomas Mann und Theodor Adorno. Elka Heidenreich, Thomas Bernhard und Erich Kästner residierten hier im „vorgeträumten Paradies“, wie Hesse, einer der Stammgäste des Fünf-Sterne-Hotels, es beschrieb. Das Waldhaus Sils ist so schön, dass man das Zimmer nicht mehr verlassen möchte. Es ist ein Ort, an dem man „die Welt draußen vergisst“, heißt es in der Hotelanthologie „Wie groß ist die Welt und wie still ist es hier“, in der sich 19 Autor*innen mit einer Hommage an das Hotel verewigt haben.









Victoria Hotel Letterario, Italien
Wohl kaum ein Buch ist irischer als „Ulysses“. Geschrieben wurden seine ersten Kapitel aber in Italien, genauer gesagt in Triest, in der Via Alfredo Oriani. In diesem Haus wohnten James Joyce und seine Ehefrau Nora. Heute ist der atmosphärische Ort die Heimstätte des Victoria Hotel Letterario. Schriftsteller*innen bietet nicht nur die James Joyce Suite, sondern auch ein attraktives Angebot Anreiz zum Bleiben: Jede*r Autor*in, die ihr/ sein Buch der Hotelbibliothek spendet, erhält 15% Rabatt auf den Aufenthalt.
https://www.hotelvictoriatrieste.com/de/
Hotel Belles Rives, Frankreich
Wo sich Francis Scott Fitzgerald wohlfühlt, müssen Prunk und Pomp zu Hause sein. Der Autor von „Der große Gatsby“ holte sich an der Côte d’Azur die Inspiration für seinen zweiten Roman. Jene Villa, die Francis und seine Frau Zelda in den späten Zwanzigern zu ihrer regelmäßigen Sommerresidenz auserkoren hatten, ist zugleich auch Schauplatz von „Zärtlich ist die Nacht“. Heute erweckt die Villa als Hotel Belles Rives die Fiktion für seine Gäste zum Leben. Die Architektur ist wohl nicht zufällig an die Goldenen Zwanziger angelehnt, hat Francis Scott Fitzgerald mit seinem „Gatsby“ diese Zeit doch für die Ewigkeit konserviert. Autor*innen, die noch nach einer Romanidee suchen, kommen vielleicht bei einem Gläschen in der rauschenden „Fitzgerald Bar“ des Hotels auf Ideen.
https://www.bellesrives.com/en/






Literarische Reiseziele finden Sie übrigens auch in diesem Artikel. Welche Hotels oder Reiseorte haben Sie zu neuen Ideen inspiriert? Teilen Sie Ihre Geheimtipps mit uns in den Kommentaren!
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Ihr novum Verlag
*Noch mehr Literaturhotels finden Sie in Barbara Schäfers Buch, „Literaturhotels. Auf den Spuren von Herrmann Hesse, Agatha Christie, Ernest Hemingway und anderen”, das auch für diesen Artikel eine echte Inspirationsquelle war.
Schade, dass (komischerweise) Literatur nur mit “lesen” übersetzt wird. Ich hatte nach einen Hotel oder einer Pension gesucht, die anregende Hotelzimmer bietet, mit einen morschen, alten Schreibtisch, eine bewegliche Schreibtischlampe (ich bin Rechtshänder), mit alten Fremdwörterbüchern zur Inspiration in einer Ablage des Schreibtischs und letztlich einen Tablet – als moderner Kontrast – falls der Schreibende etwas für sein Drehbuch oder Roman recherchieren muss. Einen großen Fußboden (oder ein leeres Regal), um das Werk auf dem Boden zu gliedern, vielleicht dazu einige kleinere Steine im Zimmer um die Blätter am flüchten zu hindern und eine Schale mit 3 Stück Obst (ein Apfel, eine Banane und eine Birne) auf dem Tisch, eventuell mit einer Tafel Schokolade garniert und – für mich – eine Kaffemaschine, einfach in der Bedienung, die mindestens 2 Liter Kaffee (am Tag) vorrätig hält. Vielleicht noch einen kleinen Service der Rezeption, dass einen an ein Abendessen erinnert…. Schade, solche Hotels oder Pensionen gibt es scheinbar nicht. Literatur ist also nur ein Lesesaal?