Ihr Buch ist fertig und das erste Feedback steht an? Mit diesen 10 Tipps für einen besseren Umgang mit Kritik stehen Sie dem nächsten Feedbackgespräch gelassen gegenüber.

„Es gibt nur einen Weg, um Kritik zu vermeiden: Nichts tun, nichts sagen, nichts sein“, wusste Aristoteles. Und Recht hatte er. Wenn wir Kritik vermeiden wollen, müssen wir unsere Arbeit, unser Schaffen, uns selbst vermeiden. Wer seine Stimme erhebt, wird ein Echo vernehmen. Alles andere würde bedeuten, still zu sein. Und ein Autor, der still ist, schreibt nicht. Denn erst durchs Schreiben geben wir unseren Gedanken eine Stimme.

All das wissend, fällt es uns meistens dennoch schwer, Kritik anzunehmen. Manche Autoren fürchten sie sogar. Wohl jeder, der schreibt, kennt das kribbelnde Gefühl, wenn er sein Werk zum ersten Mal aus der Hand gibt. Mit zitternder Gebärde, schwitzenden Fingern und zweifelnden Gedanken reicht man dem Testleser sein Manuskript, während man erwachsen und hochprofessionell um Feedback bittet. Nach außen hin herrscht ruhige Integrität. Innen tobt ein Tornado. Die Gründe für unsere Furcht vor Kritik sind vielfältig. Manchmal liegen sie in einer Kindheit, in der wir zu wenig Anerkennung bekommen haben. Vielleicht hatte man nie die Chance, ausreichend Selbstvertrauen zu entwickeln oder verleiht der Stimme des Kritikers einfach zu viel Gewicht. Doch worin die psychologischen Ursachen für unsere Schockstarre angesichts von Kritik auch liegen mögen, wir müssen sie aufarbeiten. Denn wer sich Kritik verweigert, nimmt sich selbst oder seinem Werk die Fähigkeit zu wachsen. Wie schwierig das ist, zeigt übrigens auch eine Studie, nach der wir eher unser soziales Netzwerk austauschen würden, als uns den Kritikern, die sich in ihm befinden, zu stellen. Wie alles lässt sich der Umgang mit Kritik aber lernen. Das ist wichtig, denn wer einen Bestsellerstatus für sich als Autor anstrebt, muss für Kritik gewappnet sein. Es ist statistisch ausgeschlossen, dass Ihr Werk jedem Leser imponieren wird. Daher sollten Sie sich schon in der Entstehungsphase Ihres Werks eine Strategie für einen gelasseneren Umgang mit Kritik zurechtlegen. Wie Sie sich in Zukunft Ihren Kritikern stellen können, ohne Ihrem inneren Fluchtinstinkt nachzugeben, verraten wir vom novum Verlag mit zehn Praxistipps.

10 Tipps für einen besseren Umgang mit Kritik

Gewohnheit

Ob Sportprogramm oder Schreibmarathon – Routine ist der Schlüssel zur Selbstdisziplin. Wer sich regelmäßig einer Herausforderung stellt, macht aus Mutproben Gewohnheit. Die Hemmschwelle sinkt von Mal zu Mal. Langt die Angst an ihrem Tiefpunkt an, verliert schließlich jede Aufgabe ihren Schrecken. Stellen Sie sich sooft wie möglich Kritiksituationen, indem sie bewusst um Feedback bitten. Beginnen Sie mit kleinen Tasks, indem Sie etwa Rückmeldung zu einer Email oder einem eigenen Kuchenrezept einfordern. Wählen Sie bewusst Bereiche, die Ihnen nicht so wichtig sind. Nach und nach stellen Sie sich auch dem Feedback zum Wesentlichen, wie etwa zum Ergebnis Ihrer letzten Schreibübung oder zu einer Kurzgeschichte. Gewöhnen Sie sich an das Echo der Leserstimmen und Sie werden auch Ihr Buch bereitwilliger aus der Hand geben.

Hinhören

„Was sagt mein gegenüber wirklich?“ Oft lauschen wir der Kernbotschaft unseres Gegenübers mit kindlichem Gehör. Unser kindliches Ich reagiert allerdings mit Kränkung, Trotz und Rückzug. Das ist nicht wirklich konstruktiv. In solchen Situationen gilt es, das wahre Motiv unseres Kritikers zu erkennen und uns auf die Sachebene zu konzentrieren. Viele Missverständnisse beruhen auf der kindlichen Tendenz, Kommunikationsinhalte auf Beziehungs- statt auf Sachebene zu begreifen. Tatsächlich ist es aber meistens eine Sache, nicht die eigene Person, die kritisiert wird. Erkennen Sie die wohlwollende Absicht hinter der Stellungnahme eines anderen und versuchen Sie als Erwachsener, nicht als Kind zu reagieren.

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Nachfragen

Zugegeben, obiger Punkt erweist sich als ziemlich knifflig und ist selbst für Kommunikationswissenschaftler die Königsdisziplin. Es ist menschlich, ab und zu etwas falsch aufzufassen. Daher kann in Kritiksituationen das Nachfragen hilfreich sein. Wenn Ihr Gegenüber zum Beispiel sagt: „Diese Mail ist typisch für dich. Das kennen wir schon“, können Sie diese Aussage zu Ihrem Nachteil oder auch zu Ihrem Vorteil auslegen. Anstatt sich Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre den Kopf darüber zu zerbrechen, was mit diesem Statement wohl gemeint gewesen sein könnte, sprechen Sie es direkt an, indem Sie sagen: „Wie meinst du das?“ Sie würden überrascht sei, wie oft die Antwort positiv aussieht und etwa lautet: „Naja, du schreibst eben brillante Emails. Da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.“ Sprechen Sie immer gleich aus, was Sie denken. Sie müssen nicht alles mit sich selbst ausmachen.

Diskretion

Wenn Sie bereits über einen weiten Leserkreis verfügen, ist diese Aufgabe sicher schwieriger zu bewältigen. Sollten Sie aber erst am Anfang Ihrer Schriftstellerkarriere stehen, dann verlagern Sie den Ort des Geschehens nach Möglichkeit in eine Ruhezone, die frei von fremden Ohren ist. Es fällt uns viel leichter, Feedback in vertraulicher Gegenwart anzunehmen, als uns vor mehreren Augen- und Ohrenpaaren einer Bewertung zu stellen. Das war schon im Klassenzimmer unangenehm und ist es auch am Arbeitsplatz.

Kontrolle

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Wenn Sie wissen, dass Kritik Ihre Schwachstelle ist, dann steuern Sie das Gespräch bewusst in eine positive Richtung. Achten Sie auf Ihre Worte und formulieren Sie Sätze bewusst positiv. Statt zum Beispiel zu fragen: „Hat dir das Buch gefallen?“, können Sie es mit: „Was hat dir am besten am Buch gefallen?“ versuchen. Steigern Sie sich Schritt für Schritt. Beim nächsten Mal wagen Sie sich schon vielleicht an die etwas heiklere Frage, „Wo könnte ich mich noch verbessern?“, heran. 

Timing

Überfordern Sie sich nicht. Wenn Sie gerade eine schlechte Nachricht erhalten haben oder Ihre Laune um den Nullpunkt schwankt, dann vertagen oder vermeiden Sie Kritiksituationen, wenn Sie es können. Kommunizieren Sie einen neuen Termin für Ihr Feedbackgespräch und nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen.


Dankbarkeit

Kritik ist prinzipiell etwas Positives. Sie hilft Ihnen, Ihre Schwachstellen auszuloten und sich permanent zu verbessern. Gerade bei Personen, die uns nahe sind, dürfen wir von den besten Intentionen ausgehen. Vergessen Sie nie, dass Sie und Ihr Sparring Partner ein identisches Ziel verfolgen: Ihr volles Potential auszuschöpfen. Üben Sie sich in Dankbarkeit und erkennen Sie an, dass sich jemand die Zeit nimmt, sich Ihrem Werk zu widmen und sich damit auseinanderzusetzen. Spaßige Dankbarkeits- und Journalingübungen finden Sie in diesem Artikel.

Bedenkzeit

Manchmal ist Abstand eine gute Strategie. Wenn Sie wissen, dass Ihre Emotionen Sie manchmal in die Irre führen, dann vereinbaren Sie schon vorab eine Bedenkzeit mit Ihrem Gesprächspartner. Kommunizieren Sie, dass Sie sich zu keinem Kommentar äußern und sich zunächst aufs Zuhören beschränken werden. Lassen Sie das Feedback dann einige Tage wirken und überprüfen Sie, was Sie annehmen können. In dieser Zeit kann auch eine Zweit- oder Drittmeinung sinnvoll sein. Kommen gewisse Punkte immer wieder auf, sollten Sie Ihnen vielleicht Beachtung schenken. Bei widersprüchlichen Meinungen dürfen Sie ganz Ihrer Selbsteinschätzung vertrauen.

Grenzen

Kompetenz braucht es nicht nur beim Kritisierten sondern auch beim Kritiker. Leider sind nicht alle Menschen in unserem Umkreis zu konstruktiver Kritik fähig. Wenn Sie merken, dass es Ihrem Gegenüber nur darauf ankommt, Sie klein zu machen und sich selbst zu behaupten, dann verweigern Sie sich der Kritik. Lassen Sie Ihren Kritiker aussprechen und bedanken Sie sich für das Feedback. Machen Sie aber auch klar, dass Sie es anders sehen und vermeiden Sie nach Möglichkeit ein weiteres Vieraugengespräch mit der Person.

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Humor

Nehmen Sie sich nicht zu Ernst! Wenn Sie Ihre Schwächen kennen, können Sie auch darüber lachen anstatt sich zu grämen. Vergessen Sie nie: Mit Humor, Selbstironie und Lachen lässt sich jeder Makel ertragen.

Für alle, die noch mit einem strengen, inneren Kritiker kämpfen, haben wir hier Tipps zu einem achtsameren Umgang mit sich selbst zusammengefasst.

Lassen Sie sich von Kritik nicht unterkriegen und Ihrer Tastatur freien Lauf,

Ihr novum Verlag