Dr. Matthias Meier geht in seinem Buch „Der Mensch. Zu schlau zum Überleben“ der Frage nach, warum die Medizin immer besser, der Mensch aber immer kränker wird. Wir haben den Arzt und Autor zum Interview getroffen.

„Irgendetwas ist in unserer modernen Welt passiert, was offensichtlich der Natur des Menschen und damit seiner Gesundheit schadet.” Als Dr. Matthias Meier, Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Rehabilitative Medizin seinen kritischen Blick auf den Klinikalltag richtet, macht er eine weitreichende Entdeckung: Die moderne Medizin therapiert Symptome, keine Ursachen. Ganzheitliche Ansätze werden ausgeblendet und – die Menschen werden immer häufiger krank. Was als Reflexionsprozess beginnt, entwickelt sich zum ausgereiften Konzept. Von seiner Idee überzeugt, gründet Matthias Meier 2019 die Privatpraxis „Impulse Health Management“.
2020 hält er seine auf wissenschaftlichen Studien fundierten Erkenntnisse in seinem neuen Buch, „Der Mensch. Zu schlau zum Überleben”, fest und geht gemeinsam mit seinen Lesern den Ursachen chronischer Erkrankungen auf den Grund. Angetrieben von der Frage, „Wie können wir unseren Lebensstil verändern, um nachhaltig mehr Wohlbefinden zu erlangen?”, schreiben Dr. Matthias Meier und Co-Autorin B. Meier-Arian ein Buch, das den Bedarf jener Menschen, die nach Alternativen suchen, befriedigen wird.
Wir haben den Arzt und Autor zum Interview getroffen und mit ihm über Versäumnisse der Medizin, Patientenkommunikation, die Herausforderung, ein Buch zu schreiben, und seine Formel für ein langes, gesundes Leben gesprochen.

Arthrose, Rheuma, Parkinson, Alzheimer – der Schrecken chronischer Erkrankungen scheint proportional zum Alter zuzunehmen. Wie kann es sein, dass die Medizin immer besser und unsere Gesundheit immer schlechter wird?
Die Medizin, die wir heute kennen hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts etabliert und dominiert bis heute unser Gesundheitssystem. Die zunehmende Spezialisierung und Technologisierung führt zwar zu immer mehr Erkenntnissen, verliert aber den gesamten Menschen aus dem Blick. Die Medizin wird also fortschrittlicher, aber nicht unbedingt besser. Unsere Gesundheit leidet, weil wir uns von dem Leben, wie es die Natur beabsichtigt hat, entfernen. Leben in geschlossenen Räumen, gentechnisch veränderte Lebensmittel, Hormone, Antibiotika oder auch massenhaft Medikamente machen Menschen nicht gesünder, sondern kränker.
In Ihrem Buch beschreiben Sie die Wirkung äußerer und innerer Einflüsse auf unsere Gesundheit. Welche sind das zum Beispiel? Welcher der beiden Faktoren ist Ihres Erachtens wichtiger?
Es gibt grundsätzlich drei Formen von Stress für den Körper: Emotionalen, chemischen und körperlichen Stress. Emotionale Belastungen kennen wir alle. Zu den chemischen Stressoren zählen etwa vorbelastete Ernährung oder Medikamente. Unter körperlichem Stress ist insbesondere die Fehlstellung der Wirbelsäule zu nennen. Emotionen und Ernährung kann der Patient selbst regulieren, Wirbelsäulenfehlstellungen nicht. Daher habe ich mich darauf spezialisiert. Zusammen genommen bilden diese Stressfaktoren äußere Einflüsse, die sich auf physiologischer Ebene – etwa als Anstieg von Blutdruck, Herzfrequenz, Blutzucker oder auch Cholesterinspiegel – als Stressreaktion manifestieren. Alle drei Stressformen sind ähnlich wichtig.
In „Der Mensch. Zu schlau zum Überleben“ kritisieren Sie auch die einseitige Haltung der klassischen Medizin, die nur die Symptome, nicht aber die Ursachen im Blick hat. Sie selbst vertreten einen ganzheitlichen Ansatz. Was bedeutet „ganzheitlich“ für Sie?“
Der Begriff „ganzheitlich“ wird schon länger für alles Mögliche ge- und missbraucht. Für mich bedeutet ganzheitlich, dass man alle drei Stressformen (Anm. d. Verf.: siehe oben) adressiert und nach Möglichkeit beseitigt. Dazu stehen uns drei effektive Instrumente zur Verfügung: Emotionsbasierte Beratung, Ernährungsberatung und die Behandlung der Wirbelsäule, um die Biomechanik möglichst zu verbessern. Wenn man herausfindet, wo die Hauptursache des Problems liegt, hat man gute Karten, dem Menschen zu helfen.

„Ich setze nur die Impulse, das zentrale Nervensystem des Patienten macht die eigentliche Arbeit“, heißt es auf der Homepage Ihres Unternehmens Impulse Health Management. Wie ist dieses Zitat zu verstehen?
Ich selbst kann niemanden heilen. Das kann kein Arzt, kein Physiotherapeut, kein Heilpraktiker. Das Schöne an dem ganzheitlichen Ansatz ist es, die Macht der Natur mitzuerleben. Das Gehirn des Patienten ist selbstständig dazu in der Lage, Gewebe zu reparieren und zu regenerieren. Lassen Sie mich das an einem konkreten Beispiel veranschaulichen: Bandscheibengewebe wächst nach einem Bandscheibenvorfall wieder zurück. Arthrose, Schmerzen, Tinnitus, Schwindel, Asthma, Herzrhythmusstörungen und andere Symptome verschwinden. Für mich sind das alles keine Erkrankungen, sondern Symptome einer zu geringen Stoffwechselkontrolle im einzelnen Gewebe. Ich gebe die Impulse, aber nur das zentrale Nervensystem des Patienten kann Gewebe heilen – und es macht unheimlich Freude, dabei zuzusehen.
In Ihrem Buch erwähnen Sie im Zusammenhang mit Heilung und Gesundheit das vergessene Wissen der Vergangenheit. Können Sie Beispiele geben?
Die Chiropraktik wurde bereits bei Hippokrates angewendet. Schon er sagte, dass alle chronischen Erkrankungen ihren Ursprung in der Wirbelsäule haben. Die Chiropraktik entwickelte sich erst Ende des 19. Jahrhunderts zu einer echten Wissenschaft, die von der allopathischen Medizin verunglimpft wurde. Chiropraktiker wurden unter dem Vorwand, sie würden Medizin ohne Lizenz praktizieren, ins Gefängnis geworfen. In Deutschland hat die Chiropraktik noch immer nicht den gleichen Stellenwert wie in den USA, und auch dort gibt es Bestrebungen, sie der allopathischen Medizin anzunähern, um den Naturheilkundeansatz zu verwässern. Die manualmedizinischen Verfahren in Deutschland sind zersplittert und die Therapeuten sind kaum vernetzt. Was ist der Unterschied zwischen Chirotherapie, Chiropraktik, Manueller Medizin, Manueller Therapie und Osteopathie? Die wenigsten wissen es. Und die Fachgesellschaften verharren immer nur in ihrer eigenen Sphäre. Welche Riesenmenge an Wissen und Heilpotenzial geht dadurch wohl verloren? Weder das Wissen der letzten Jahrtausende noch die aktuellen Forschungsergebnisse der Translationalen Medizin werden hinreichend genutzt.
Zieht man Google zu Rate, so findet man unter anderen auch folgenden Definitionsversuch von Gesundheit: „Gesundheit ist das Freisein von Krankheit.“ Wie stehen Sie zu dieser Definition?
Das Fehlen von Krankheit ist Definitionssache. Wenn Sie keine Symptome haben, gelten Sie nach dem allgemeinen Medizinverständnis als gesund. Das Problem ist aber, dass wir sich anbahnende Veränderungen unserer Physiologie selten wahrnehmen. Sie vollziehen sich schleichend, sind aber ein wichtiger Vorbote, um im Bedarfsfall gegensteuern zu können. In Einzelfällen, wie ich sie in meinem Buch schildere, kommt jede Hilfe zu spät.
Welchen Stellenwert hat die Psyche für unsere Gesundheit?
Einen sehr hohen! Der Zusammenhang zwischen Psyche und Körper ist gut dokumentiert und in seinem Grundsatz leicht zu verstehen: Emotionen haben Einfluss auf die biochemischen Vorgänge in unserem Körper. Glücksgefühle wirken positiv auf die Physiologie, während negative Gefühle wie Frust, Neid, Traurigkeit, Angst oder Wut unser Nervensystem beeinträchtigen. Nehmen Sie als Beispiel die Naturvölker: Sie leben in einer völlig anderen emotionalen Welt, frei von Stressfaktoren wie Mobbing, Existenzangst oder Stress bei der Arbeit. Dementsprechend gering sind die Fälle von Phobien, Depressionen, Schizophrenien oder Bipolaren Störungen – alles Phänomene, die, in unserer westlichen Welt weit verbreitet sind und deren Inzidenz sogar zunimmt.
In Ihrem Buch beschreiben Sie auch das „Innere Navi“. Was ist damit gemeint und wie können wir es für uns nutzen?
Das „Innere Navi“ kann man sich vorstellen wie unser Bauchgefühl. Man spürt, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Es gibt viele Menschen, die dieses Gespür verloren haben und Entscheidungen treffen, die ihnen zum Nachteil gereichen. Das kann weitreichende Konsequenzen für alle Lebensbereiche haben. In der Masse ist für individuelle Bedürfnisse und Meinungen wenig Raum. Dabei sollten wir ein Leben führen, das unserem Charakter, unseren Lebenszielen und Wertewelten entspricht. In dem Buch, „Charaktere des Alltags – Wegweiser durch die Suppe des Lebens“, geschrieben von meiner Frau und mir, beschreiben wir das genauer.
„Der Mensch. Zu schlau zum Überleben“, erschienen im novum Verlag, ist Ihr erstes Buch. Was hat Sie dazu bewogen, ein Buch zu schreiben?
Ursprünglich hatte ich gar nicht vor, ein Buch zu schreiben. Ich verließ die Klinik, um eine eigene Praxis zu eröffnen. In der allopathischen Medizin werden Naturheilverfahren häufig belächelt und nicht ernst genommen. Ich konnte mit meinen Kollegen kaum darüber reden, obwohl ich das Bedürfnis hatte, mich auszutauschen.
In den ersten Monaten meiner Freiberuflichkeit schrieb ich das Konzept, von dem ich schon lange überzeugt war, nieder, einfach, um es mal „rauszulassen“. Später habe ich die diagnostischen Möglichkeiten des täglichen Arbeitens ergänzt. Im Verlauf entstanden immer mehr Zusammenhänge und neue Ideen, die zu weiteren Kapiteln wurden. Irgendwann hatte ich dann so viel geschrieben, dass ich mir dachte: „Das schicke ich einfach mal an ein paar Verlage.“ Der novum Verlag nahm das Manuskript schließlich an.
Ärzte und Patienten sprechen manchmal verschiedene Sprachen. Ihr Buch ist aber für die Allgemeinheit geschrieben. Ist es Ihnen schwergefallen, den Wissenschaftsjargon abzulegen?
Nein, nicht wirklich. Ich kann meine Praxis nicht führen, wenn meine Patienten mich nicht verstehen. Ich muss schon lange eine Sprache sprechen, die dazu führt, dass derjenige, den ich behandle, weiß, was ich erreichen will. Die Sprache der Medizin ist Latein. Ursprünglich wollte man damit erreichen, dass nicht alle Menschen verstehen, worum es geht. Dabei sind Diagnosen nur eine Beschreibung des Symptoms. „Arthritis“ heißt übersetzt zum Beispiel „Entzündung des Gelenks“, „Multiple Sklerose“ steht für „Viele Verhärtungen“. Latein hört sich einfach besser an (lacht).

Welchen Herausforderungen sind Sie beim Schreiben begegnet?
Ich habe bei den Recherchen zu wissenschaftlichen Studien gemerkt, dass ich niemals in der Lage sein werde, alle relevanten Informationen in das Buch zu integrieren. Da musste ich Abstriche machen und viele Informationen weglassen, die ich selbst als spannend und informativ empfand. Gerade das Kapitel „Impfungen“ ist bei weitem zu kurz gekommen. Darüber könnte man, gerade in der aktuellen Situation, viel mehr schreiben.
Welche Erfahrungen mit dem novum Verlag haben Sie gemacht?
Zunächst muss ich sagen, dass die MitarbeiterInnen des Verlags ausgesprochen freundlich und zügig mit mir kommuniziert haben. Als erstmaliger Autor weiß man weder, was auf einen zukommt, noch, worauf man achten muss. Die MitarbeiterInnen des Verlags haben es mir dennoch einfach gemacht. Dafür bin ich dankbar. Meine Wünsche für Titelbild und Layout sowie die Veränderungen, die ich ständig nachgeschoben hab, wurden ohne Zögern umgesetzt. Ich hoffe, ich habe die Geduld der MitarbeiterInnen mit meinen Wünschen nicht zu sehr strapaziert (lacht). Das Buch ist so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe. Also nochmal: Vielen Dank novum Verlag.
Gibt es eine Formel für nachhaltige Gesundheit, die Sie unseren Lesern mitgeben wollen?
- Lassen Sie Ihre Wirbelsäule richten.
- Essen Sie das, was Ihre Urgroßeltern auch gegessen haben.
- Achten Sie auf Lebensfreude und Erfüllung.
- Schlafen Sie jede Nacht durch.
- Bewegung und Sport – am besten täglich.
Vielen Dank für das Gespräch!
Gewinnspiel
Sie wollen ein Exemplar von „Der Mensch. Zu schlau zum Überleben“ gewinnen und Ihre Liebsten oder sich selbst mit einem brandaktuellen Sachbuch zu Weihnachten beglücken? Dann beantworten Sie uns noch bis Sonntag, 6. Dezember 2020, folgende Frage:
Das Gewinnspiel ist schon beendet.
Die Teilnahmebedingungen zu unseren Gewinnspiel finden Sie hier.
Über den Autor

Nach Abschluss des Medizinstudiums in Mainz und Auslandserfahrungen in NYC, Los Angeles und Cape Town, Südafrika absolvierte Dr. Meier die Ausbildung zum doppelten Facharzt für Orthopädie/Unfallchirurgie sowie für Rehabilitative und Physikalische Medizin und schloss zusätzlich die amerikanische Osteopathie Ausbildung ab. Heute ist er niedergelassener Arzt in einer Privatpraxis und spezialisiert auf „rekonstruktive Chirotherapie“ und „regenerative Medizin“ und ist zertifizierter Mannschaftsarzt für Leistungs- und Spitzensport.
Die Co-Autorin B. Meier-Arian wurde im Iran geboren und floh 1996 nach Deutschland. Nach Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft schloss sie die Ausbildungen „Psychologische Beraterin“ und „Psychotherapie nach dem Heilpraktiker Gesetz“ ab und ist mittlerweile niedergelassene Expertin für Verhaltensanalysen und Charakter Coaching in einer Privatpraxis. Sie ist begeisterte Sportlerin und schwimmt leidenschaftlich.
Für Insights in den praktizierten Medizinalltag der Autoren folgen Sie Impulse Health Managament doch auf Instagram!
Über das Buch
Der Körper kann ca. 97 % aller chronischen Erkrankungen selbst heilen, wenn man ihn nur lässt. Wissen, wie man sein Leben an die moderne Welt anpassen muss, damit man gesund wird – und es auch bleibt! – ist der Schlüssel zu einem besseren Leben und einer höheren Lebensqualität!
„Der Mensch. Zu schlau zum Überleben.“
Dr. Matthias Meier und Co-Autorin B. Meier-Arian
348 Seiten
ISBN: 978-3-903271-71-5
Hier geht es zum Buch!
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