Vom Briefzusteller zum Bestsellerautor: Mit diesen Brotjobs verdienten weltberühmte Schriftsteller ihr Geld.

Die Dösigkeit des Sommers weicht nach und nach der regen Betriebsamkeit des Herbsts. Die Schüler kehren in ihre Klassen zurück, die Studenten an die Unis und die Schriftsteller zu ihren Schreibmaschinen. Im September liegt immer auch ein Hauch von Anfang in der Luft. Doch anders als die Jahreszeiten braucht es bei uns mehr als ein paar Tage, um wieder auf Betriebsmodus zu schalten. Zu schnell haben wir uns im Urlaub an das süße Nichtstun gewöhnt. Wehmütig blicken wir auf jene Tage zurück, an denen unsere größte Sorge dem Sonnenstand am Himmel galt. Beim Plotten und Schreiben am Strand kamen ein Gefühl von Bohème und mit ihm die unweigerlichen Fragen auf: Wie schön wäre das Leben, wäre es nur Kunst und Müßiggang gewidmet? Wäre in einer solchen Atmosphäre der erste Roman nicht schnell geschrieben? Und wie gut hatten es wohl die Autoren vor unserer schnelllebigen Zeit?

Wer sich solche Fragen stellt, der sucht womöglich mehr Ausflüchte als Antworten. Denn schon ein flüchtiger Blick auf die Ikonen der Weltliteratur genügt, um festzustellen, dass auch diese sich ihren Mammon erst verdienen mussten. Zwar gab es durchaus Autoren, die die Privilegien der Bourgeoisie genossen. Ein großer Teil jener Koryphäen aber, deren Bücher wir heute mit Ehrfurcht lesen, musste sich den Luxus, schreiben zu können, erst erarbeiten. Viele Autoren, allen voran Charles Dickens, Ernest Hemingway oder auch Felix Salten, der Vater von Bambi, arbeiteten als Journalisten, um ihre Lebensgrundlage zu sichern. Doch nicht alle starteten ihre Karriere in der schreibenden Zunft. Einige der berühmtesten Autoren nahmen erstaunliche Umwege über Stadt, Land und Luft, bevor sie ihre Laufbahn am Schreibtisch einschlagen konnten. Wir vom novum Verlag haben acht Autoren recherchiert, deren Brotjobs Sie nicht nur überraschen, sondern auch inspirieren werden. Denn wie sagte einst Theodor Fontane? „Courage ist gut, aber Ausdauer ist besser.“
George Orwell
Welche Erlebnisse veranlassen einen Menschen wohl zu so unheimlichen Zukunftsprognosen, wie George Orwell sie in seinem Werk „1984“ verarbeitet hat? Die Bedrängnis von Totalitarismus und Überwachungsstaat bekam Eric Arthur Blair, der später als George Orwell berühmt werden sollte, in seiner Zeit als Polizist zu spüren. Der Engländer arbeitete von 1922 bis 1927 als Polizeibeamter in der britischen Kolonie Burma, um die „Drecksarbeit des Empires zu erledigen“, wie er später berichten sollte. Im Jahr 1927 gab er den Job in der Exekutive ohne Angaben von Gründen auf und hielt sich bis zu seinem Durchbruch 1945 mit „Farm der Tiere“ mit Gelegenheitsjobs über Wasser.
Antoine de Saint-Exupéry
Der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry strebte schon im zarten Alter von zwölf nach Höhenflügen. Bei einem Kurzflug mit einem bekannten Piloten und Konstrukteur erfasste ihn eine Faszination fürs Fliegen, die ihn ein Leben lang nicht mehr loslassen sollte. Ursprünglich zum Flugzeugmechaniker ausgebildet, verschlug es ihn zunächst zur Luftwaffe und in den Flugtourismus, später zu den Marinefliegern, zur Luftpost und schließlich auch als Pilot eines Aufklärungsgeschwaders in den Zweiten Weltkrieg. Der Pionier Saint-Exupéry betätigte sich sogar als Versuchspilot für die ersten Nachtflüge und Wasserflugzeuge seiner Zeit. Seine Erlebnisse flossen unverkennbar in seine weltberühmten Werke, wie etwa „Der Flieger“ oder „Der kleine Prinz“, ein. Im Juli 1944 brach der Franzose schließlich zu seinem letzten Flug auf. Den Absturz im Mittelmeer vor der Südküste Frankreichs sollte er nicht überleben.
Charles Bukowski
„Der Mann mit der Ledertasche“ war keine Kunstfigur, sondern Charles Bukowskis Alter Ego – der US-amerikanische Autor arbeitete rund 15 Jahre als Briefzusteller und –sortierer. Seine Erlebnisse als Angestellter des United States Postal Service flossen unzensiert und in Bukowskischer Raubeinigkeit in seinen ersten erschienenen Roman ein. Erst mit 50 Jahren kündigte Bukowski seine Stelle bei der Post, um sich sein Einkommen von da an ausschließlich mit Zeitungskolumnen und dem Schreiben verdingen zu können.

Agatha Christie
Protagonisten von Agatha Christie sterben auffällig oft den Gifttod – die Ursache dafür liegt wahrscheinlich in ihrer Vergangenheit als Angestellte einer Apotheke, in der sie ein alchemistisches Gespür für chemische Verbindungen entwickelte. Davor arbeitete die geborene Miller als Krankenschwester beim Britischen Roten Kreuz, bevor sie 1926 mit ihrem Kriminalroman „Alibi“ schlagartig berühmt wurde.
Henry David Thoreau
Wie wenig es braucht, um auszukommen, erfuhr der amerikanische Schriftsteller und Philosoph Henry David Thoreau bei einem einsamen Selbstexperiment: Zwei Jahre lebte der Autor unter bescheidenen Umständen in einer Blockhütte bei Concord am Walden See, um zu sein und zu schreiben. Die Grenzerfahrung brachte ihm eine Erkenntnis, die seine Berufsentscheidungen ein Leben lang prägen sollte: Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, brauche es nicht mehr als sechs Wochen Lohnarbeit im Jahr – diese bewältigte er mit Gelegenheitsjobs als Landvermesser oder Vortragsreisender, um sich den verbliebenen 46 Wochen des Jahres dem Schreiben und Denken hingeben zu können.
Mark Twain
Vor Mark Twains Karriere als Schriftsteller war Geld eher Mangelware. Samuel Langhorne Clemens, wie der amerikanische Autor eigentlich hieß, arbeitete von seinem zwölften bis zu seinem fünfzehnten Lebensjahr als wandernder Schriftsetzer und Reiseredakteur. Danach verschlug es Twain an den Mississippi, wo er mehrere Jahre als Steuermann auf einem Flussdampfer arbeitete. Anstrengende Arbeit verrichtete der Autor auch in den Minen von Virginia City, wo er sein Glück als Goldgräber versuchte. Erst ab seinem 30. Lebensjahr schrieb Clemens unter seinem neuen Pseudonym Mark Twain für Zeitungen, wodurch er sich nach und nach auch einen Namen als Schriftsteller machen konnte.

Hermann Hesse
Eine Lehre als Buchhändler absolvierte der Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse. Zwar versuchte sich der junge Hesse auch an einer Mechanikerlehre bei einem Turmuhrenbauer, doch diese Laune sollte nicht lange dauern. Von der Monotonie des Mechanikeralltags unbeeindruckt, begab sich Hesse zurück in das vertraute Ambiente von Büchern und Papier und verdiente sein Geld bis zu seinem Durchbruch als Autor in diesem Metier.
Franz Kafka
Franz Kafka ist wahrscheinlich der berühmteste Versicherungsvertreter der Welt. Kafka, der schon mit 40 Jahren verstarb, brachte einen großen Teil seines Lebens mit dem Schreiben von Rechenschaftsberichten und Technikdokumentationen zu. Zwar wurden Kafkas Fähigkeiten in der Firma sehr geschätzt, dennoch bezeichnete er selbst seine Tätigkeit in dem Feld bewusst als „Brotberuf“. Seiner engen Freundin Milena Jesenská schrieb er einmal: „Mein Dienst ist lächerlich und kläglich leicht. […] Ich weiß nicht, wofür ich das Geld bekomme.“
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