Wintersaison ist Schreibsaison. Mit diesen fünf Übungen werden Sie mit dem Schreiben schnell wieder warm.

Silvester ist kaum eine Woche um, schon haben manche von uns mit den ersten Neujahrsvorsätzen gebrochen. Manchmal ist es aber nicht der Vorsatz, sondern unsere Vorstellung von ihm, die uns lähmt. Vor allem jene, die für 2020 besonders große Projekte anvisieren, fühlen sich schon von der bloßen Größe ihres Vorhabens gehemmt – Vorhaben wie das erste, eigene Buch. Viele Autoren leiden unter dem Leistungsdruck, den sie selbst und der Jahreswechsel auf sich ausüben. Dabei ist der Anfang das schwerste. Der erste Satz nimmt im Kopf monumentale Konturen an, noch bevor er überhaupt geschrieben ist. Perfektionsstreben und Geltungsdrang erschweren ebenfalls den Weg zum ersten Kapitel. Statt der eigenen Geschichte entwickeln die werdenden Schriftsteller eine ausgeprägte Schreibblockade. Ein Phänomen, von dem auch die Genies unter den Schreibern nicht gefeit waren. Stephen King, Ernest Hemingway, Jack London oder auch Fjodor Dostojewski waren mit Freuden und Leiden des Schreibens eng vertraut. Manche Autoren greifen sogar zu Suchtmitteln, um ihr Genie zu wecken. Motivationstricks gegen Schreibblockaden halten wir hier für Sie bereit. Und auch für die Angst vor dem Anfang haben wir ein probates Gegenmittel gefunden. Damit Ihre Neujahrsvorsätze vor Ihnen in die Knie gehen und nicht umgekehrt, haben wir Ihnen fünf Schreibübungen für mehr Fingerspitzengefühl zusammengefasst. Denn der Schlüssel des Schaffens liegt im Tun. Das wusste schon Edison:
„Erfolg hat nur, wer etwas tut, während er auf den Erfolg wartet“,
Thomas Alva Edison

1. Detailaufnahme
Details bereichern jedes Buch. Sie erst vermitteln dem Leser die Welt, die er sich vorstellen soll. Details erzeugen Echtheit und erheben eine Geschichte von einem zwei- zu einem dreidimensionalen Gebilde. Doch aufregende, andersartige Details verlangen nach einer ausgezeichneten Beobachtungsgabe. Um Ihr Auge fürs Detail zu schulen, sollten Sie sich an folgender Schreibübung versuchen:
Geben Sie sich den Einzelheiten hin. Stellen Sie einen Tag lang exakte Beobachtungen Ihrer Umgebung an. Beschreiben Sie Gegenstände, Menschen oder auch Tiere mit mindestens zwanzig Wörtern pro Kategorie. Erhöhen Sie den Schwierigkeitsgrad, indem Sie bewusst triviale Dinge beschreiben. Welche Attribute fallen Ihnen zum Beispiel zu Ihrer Kaffeetasse ein? Zum Schluss unterstreichen Sie die effektvollsten Worte und versuchen, diese zu einem kompakten Text zusammenzufassen. Bald schon werden Sie einen detektivischen, sechsten Sinn für Details entwickeln.

2. Steigerungspotential
Lassen Sie sich nicht einschüchtern – die Fiktion verdient die Übertreibung. Die Realität ist banal genug. Zeigen Sie, was Sie können und steigern Sie damit auch Ihr Selbstvertrauen. Diese Übung wird Ihnen dabei helfen:
Beschreiben Sie in maximal zwei Absätzen ein ganz alltägliches Erlebnis. Zum Beispiel können Sie Ihr Putzprogramm, Ihr Yogaritual oder auch die Spazierrunde mit Ihrem Hund literarisch verarbeiten. Beschränken Sie sich dabei bewusst aufs Wesentliche. Im nächsten Schritt schmücken Sie die Geschichte mit Steigerungen und Übertreibungen aus. Nun gehen Sie noch einen Schritt weiter, und führen die Story ins Absurde. Merken Sie, wie viel Kreativität in Ihnen steckt?
3. Inspirationsschub
Suchen Sie ständig nach Ausreden fürs Schreiben? Womöglich haben Sie vergessen, warum Sie überhaupt mit der Schriftstellerei angefangen haben. Kreieren Sie einen kleinen Reminder, der Sie immer daran erinnert, warum Sie angefangen haben – und nie aufhören werden. Und so funktioniert es:
Schreiben Sie einen Brief an einen Schriftsteller, der Sie persönlich inspiriert hat. Begründen Sie, warum dieser Schriftsteller in Ihnen den Wunsch zum Schreiben angelegt hat. War es eine bestimmte Geschichte, die den Autor in Ihnen wachrief? Hat der Autor spezielle Worte verwendet, die Sie fasziniert haben? Welche waren es? Erschaffen Sie eine Botschaft der Inspiration, die Sie im Zweifelsfall immer wieder lesen können – ob Sie sie abschicken, bleibt Ihnen selbst überlassen.

4. Befreiungsakt
Freies Schreiben ist eine wichtige Praxis, wenn Sie Blockaden verhindern wollen. Aus diesem Grund sollten Sie wiederholt ohne Ziel schreiben. Das Bücherschreiben sollte für Sie nie zur Pflichtübung werden. Bewahren Sie sich den Spaß an der Sache, indem Sie, völlig ohne Zweck und Ziel, mit Worten spielen, Sätze als Bausatz und ein Blatt Papier als Spielwiese Ihrer Fantasie betrachten:
Beginnen Sie eine Geschichte mit dem Satz, „Ich kann mich noch erinnern, als…“, und lassen Sie sich von Ihrem ersten Impuls leiten. Filtern Sie nichts, was Sie schreiben. Stellen Sie die Bewertungsmechanismen aus und zügeln Sie auch den Kritiker in Ihnen. Schreiben Sie, solange Sie Spaß an der Sache haben und beenden Sie den Text, wann und wie Sie wollen. Lesen Sie den Text nach dem Schreiben nicht. Diesmal soll das freie, nicht das fehlerfreie Schreiben im Mittelpunkt stehen.
5. Zwiegespräch
Vor allem am Anfang eines Buchs fällt es Autoren schwer, sich in ihre Hauptfigur hineinzuversetzen. Um die Figur richtig kennenzulernen, bietet sich eine Übung an, die, bei richtiger Umsetzung, auch viel Unterhaltung verspricht:
Treten Sie mit Ihrer Figur in einen Dialog, den Sie schriftlich festhalten. Sprechen Sie mit der Figur, als würden Sie sie gerade erst kennenlernen und stellen Sie jede Frage, die Ihnen einfällt. Wie verhält sich die Figur? Ist sie eher offen, extrovertiert? Oder verschließt sie sich? Warum? Und welcher Sprachfärbung bedient sie sich? Provozieren Sie auch eine Konfliktsituation – das macht das Zwiegespräch erst richtig interessant.
Wie verbessern Sie Ihre Schreibfertigkeiten? Teilen Sie Ihre Tipps mit anderen Autoren in den Kommentaren.
Lassen Sie Ihrer Tastaur freien Lauf,
Ihr novum Verlag
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