Seite um Seite. Wir haben für Sie die schönsten Orte zum Schreiben recherchiert.

Wer sein Leben dem Schreiben verpflichtet, sollte auch mit dessen Nebenwirkungen vertraut sein. Für viele steht das Schreiben für den ultimativen Austritt aus dem Alltagstrott. Freiheit, Unabhängigkeit sowie die völlige Ungebundenheit von bürgerlichen Verpflichtungen sind jene Werte, die man in seiner Vorstellung mit dem Schriftstellerdasein verbindet. Verdingt man sein Einkommen aber erst einmal mit dem Schreiben, wird das Bild des unbekümmerten Bohemien, dessen Kunst ausschließlich von Beobachtungen und Weltenbummlerei genährt wird, schnell relativiert. Denn so ein Leben als Autor kann ganz schön einsam sein.
Treffend beschreibt das zum Beispiel Haruki Murakami in seinem Beststeller „Von Beruf Schriftsteller“. Der japanische Schriftsteller zeichnet ein eher bescheidenes Bild vom Leben als Poet und Papierflüsterer. So solle man sich, sofern man sich für die Schriftstellerei entschließt, auf eine eher enthaltsame Existenz einstellen. Denn zum Schreiben brauche es, mehr noch als Talent und Entschlossenheit, vor allem folgende, essentielle Charaktereigenschaften: Konsequenz, Geduld, Selbstdisziplin und die unbedingte Bereitschaft allein zu sein. Zwar mag es stimmen, dass man der einfältigen Wirklichkeit zumindest durch seine Fantasie entfliehen kann. Doch letztlich spielt sich das Ringen um Worte in einer endemischen Zone ab: den eigenen vier Wänden. Falls das nun doch zu schal auf Sie wirkt, so können wir Sie beruhigen: Um als Schriftsteller erfolgreich zu sein, brauchen Sie sich nicht zum eigenbrötlerischen Eremiten entwickeln. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Indem Sie Ihr Schreibpult an einen anderen Ort verlagern, befreien Sie sich nicht nur von der selbst auferlegten Askese, sondern sammeln in der Alltagsbeobachtung gleich auch noch ein paar neue, erfrischende Ideen für Ihr Buch. Mut zum Aufbruch machen wir vom novum Verlag mit sieben Tipps zu lauschigen Schreibplätzchen.
Die schönsten Orte zum Schreiben
Café
Er schmeckt nicht nur, er hält auch wach: Kaffee. Insofern hat das Café als klischeebesetzte Schreibstube durchaus seine Berechtigung. Nicht umsonst hat sich in Wien der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert die berühmte Kaffeehausliteratur etabliert, in der Autoren wie Stefan Zweig, Arthur Schnitzler oder Friedrich Torberg sich gegenseitig beseelten. Das Café mit seiner koffeingeschwängerten Atmosphäre und den menschlichen Nebengeräuschen, ist nicht nur der perfekte Ort zum Schreiben, sondern auch der perfekte Ort zum Recherchieren. Das Café als Ort der Sozialstudie ist der ideale Platz, um sich nach Retusche für unscharfe Figuren umzuschauen. Sie suchen noch nach dem gewissen Charakterschliff für Ihre Hauptfiguren? Dann verlegen Sie Ihren Schreibtisch unbedingt in ein Caféhaus.

Bibliothek
Es verlangt Sie nach atmender Stille? Sie suchen die Einsamkeit des Steppenwolfs, alleine sein wollen Sie aber auch nicht? Dann reservieren Sie sich einen Schreibtisch in einer Bibliothek. Hier hängt der Geist der großen Schriftsteller ebenso erregend in der Luft wie die Geräusche ihrer Nachwelt. Das Rascheln von Papier, das Seufzen der Prokrastinierer, das unermüdliche Gurgeln des Kaffeeautomaten – die Bibliothek ist der perfekte Schauplatz zum Schreiben. Ein paar der schönsten Bibliotheken haben wir übrigens hier für Sie zusammengefasst.

Hotel
Das Hotel als literarisches Motiv ist sicher nicht nur Stephen King Fans ein Begriff. Anders als in „The Shining“ verfallen Schriftsteller im Hotel aber eher der Inspiration anstatt dem Wahnsinn. Wohl nicht umsonst hat der irische Schriftsteller James Joyce gleich ganze zwei Jahre im Hotel „Victoria“ in Triest eingecheckt. Thomas Mann wiederum bettete seine unmittelbare Umgebung in einem Hotel in der Schweiz in sein Buch „Der Zauberberg“ ein. Mehr solcher literarischen Umschlagplätze findet man übrigens auch in Rainer Moritz’ Buch, „Der schönste Aufenthalt der Welt: Dichter im Hotel.“

Bahn
Die Bahn als fahrendes Schreibrefugium birgt viele Vorteile. Bahnfahrten sind veritable Zeitfenster, die sinnvoll genutzt werden wollen. Einerseits stimuliert das eifrige Rattern der Räder einen ebenso eifrigen, ununterbrochenen Schreibfluss. Andererseits inspiriert so mancher Panoramablick aus dem Fenster zu neuen, literarischen Ideen. Ablenkungsmanöver startet maximal der Schaffner. Doch auch diese Annäherungsversuche lassen sich, Ticket vorausgesetzt, gekonnt ausblenden.
Park
Wer die Muse in der Natur sucht, sollte sich ein wetterfestes Plätzchen im Park suchen. Allerdings sollten beim Schreiben im freien Gelände einige Vorbereitungen getroffen werden. Zwar ist die Parkbank mit Blick ins Grüne sicher ein ergiebiger Quell der Inspiration, doch wenn Sonne, Wind und Wetter einfallen, ist das Schreibvergnügen meistens schnell vorüber. Wer am Laptop schreibt, sollte an eine Powerbank denken. Poeten, die in der Nähe eines Spielplatzes tätig werden, blenden Umgebungsgeräusche am besten mit Kopfhörern aus. Und auch wenn schon so mancher Autor über dem Schreiben das Essen vergessen hat, so können eine Trinkflasche und eine Lunchbox sicher auch nicht schaden. Vergessen Sie nicht: Schreiben ist Arbeit. Und beim Arbeiten ist bekanntlich jede Ablenkung willkommen.

Strandhaus
Wenn alles stockt, die Schreibblockade auflebt und die Schreibkunst streikt, ist ein radikaler Tapetenwechsel unumgänglich. Moderne Buchungsplattformen wie Airbnb vereinfachen die Alltagsflucht. Der moderne Bohemien bucht sein individuelles Schreibrefugium praktisch per Mausklick. Bücher werden wahlweise im Nicholas Sparks Strandhäuschen oder im Jane Austen Schlösschen mit Blick auf britisches Hoheitsgebiet geschrieben. Im besten Fall verbinden Sie Berufliches mit Vergnügen und lassen sich an einem Schauplatz aus Ihrem Buch nieder. Vielleicht lässt sich der Kurztrip auf diese Weise sogar noch als Recherchereise verbuchen? Literarisch anmutendes Ambiente haben wir übrigens hier schon für Sie ausfindig gemacht.

Kloster
„Du wünschst Dir eine Zeit der Stille in einem geregelten Rahmen? Du willst Deine Beziehung zu Gott vertiefen? Du möchtest Fragen in Deinem Leben klären? Oder Du möchtest einfach eine Zeit in einem Kloster mitleben?“ So lautet die Einstiegspassage, mit der etwa der Kapuzinerorden für eine Auszeit im Kloster wirbt. Zugegeben, der Gang ins Kloster mag auf den ersten Blick extrem wirken. Doch vertieft man sich erst einmal in die Broschüren, erscheint das Angebot plausibel. In den Klosterzellen sind weder Fernsehen, Smartphones noch Internetzugang gestattet. Klosterbesucher auf Zeit sollen sich weit weg von Stress und Alltagsbanalitäten in Rückbesinnung und Achtsamkeit üben. In vielen Fällen sind Verpflegung, Unterkunft und eine Betreuungsperson kostenlos und nur gegen eine freiwillige Spende zu erstatten. Das Tages- ist kein Pflichtprogramm. Die Tagesgestaltung obliegt den Gästen selbst. Und die Auszeit im Kloster ist sicher auch für jeden Umberto Eco Fan ein Muss.

Sie haben ebenfalls Tipps für eine Auszeit von den eigenen vier Wänden? Teilen Sie Ihre persönlichen, schönsten Orte zum Schreiben in den Kommentaren mit uns!
Lassen Sie Ihrer Tastatur freien Lauf,
Ihr novum Verlag
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