Literaturcafé, Schillerhaus und Stadtbibliotheken – für Lesefans ist die Literaturstadt Leipzig ein Muss.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, woher wohl der Stadtname Leipzig kommt? Er geht auf das sorbische Wort „lipa“ zurück, das im Deutschen „Linde“ bedeutet. Dieser Beobachtung entsprechend nennt der Geschichtsschreiber und Bischof Thietmar von Merseburg diese „Stadt der Linden“ in einer Schrift aus dem Jahr 1015 die „urbs Libzi“ – was gleichzeitig die erste urkundliche Erwähnung verbrieft. Die Siedlung befand sich an einer Kreuzung der beiden äußerst bedeutenden Handelsstraßen damaliger Zeit, der Via Regia und der Via Imperii. Die verkehrstechnisch günstige Lage dürfte Markgraf Otto den Reichen von Meißen im Jahr 1165 dazu veranlasst haben, Leipzig Stadtrecht und Marktrecht zu verleihen. Das besiegelte die Bedeutung als Standort des florierenden Handels. Im Laufe der Jahrzehnte, nein, der Jahrhunderte etablierte sich der Messestandort Leipzig.

Buch, Kunst und Buchkunst
Als Buch- und Literaturstadt blickt die sächsische Stadt auf eine sehr lange Tradition zurück: Sowohl die Buchherstellung als auch die Literatur haben in Leipzig sehr alte und mithin tiefe Wurzeln. So verwundert es nicht, dass Leipzig bereits seit dem 19. Jahrhundert als zentraler Umschlagplatz des deutschen Buchgewerbes gilt.
Durch die Ansiedlung von Verlagshäusern und anderen unternehmerischen Zweigen der Buchherstellung in unmittelbarer Nachbarschaft entstand das sogenannte Graphische Viertel. Dort waren neben zahlreichen Verlagen auch Papierhändler, Buchbinder und Schriftgießer sowie Druckmaschinenbauer, grafisch künstlerische Betriebe und der Zwischenbuchhandel ansässig. Von Leipzig als der Buchstadt erfuhr man auch über die deutschsprachigen Grenzen hinaus. Nach der Bibel waren die ersten gedruckten Werke Enzyklopädien; nicht umsonst waren das Bibliographische Institut und der Brockhaus Verlag, die beiden wichtigsten deutschen Lexikonverlage, lange in der Stadt ansässig. Dort befand sich im ausgehenden 19. Jahrhundert auch das Deutsche Buchhändlerhaus als Sitz des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.


Historisch betrachtet gibt es im 20. Jahrhundert im Verlagswesen und Buchkunst in der Geschichte der Stadt Leipzig zwei einschneidende Zäsuren: Die Zerstörung des Graphischen Viertels im Zweiten Weltkrieg und die Teilung Deutschlands. Nach den Bombardements 1943 und 1945 waren knapp drei Viertel des Graphischen Viertels zerstört. Die Teilung Deutschlands hatte auch die unternehmerische Teilung von Verlagen und anderen damit in Verbindung stehenden Gewerben zur Folge. Nach der Wiedervereinigung wurden die Leipziger Parallelverlage an ihre westdeutschen Alteigentümer restituiert und teilweise als Zweigniederlassungen weitergeführt, einige jedoch früher oder später geschlossen. Mancher Verlag wurde verkauft, mancher ist bis heute vor Ort.
Buchmesse Leipzig
Zwei lange Traditionen – die ausgezeichnete Infrastruktur als Literaturstadt und die buchkünstlerische Prägung – gipfeln in der jährlich stattfindenden, zweitgrößten Messe des Landes, der Leipziger Buchmesse. Sie ist die erste große Messe der Branche im Jahresverlauf und zeigt mit den Frühjahrserscheinungen wichtige Tendenzen auf dem Buchmarkt auf. Bis 1945 war die Leipziger Buchmesse die wichtigste ihrer Art und wurde erst dann von der Frankfurter überholt. Die Leipziger Messe ist aber vor allem eine Publikumsmesse, auf der Leser ganz nah an die Bücher und ihre Verleger treten können. Mit 1800 Veranstaltungen in der Messewoche gibt sich die Veranstaltung als großes Festival zu Ehren des Buches: Der Preis der Leipziger Buchmesse und der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung werden in diesem Rahmen verliehen; die Nominierung des Deutschen Jugendliteraturpreises findet statt. Teil der Messe ist auch die Verleihung des gemeinsam mit der Stiftung Lesen verantworteten Leseförderpreises Leipziger Lesekompass. Parallel zur Messe finden seit einigen Jahren die Leipziger Autorenrunde und die Manga-Comic-Convention statt.
Literaturcafé, Hochhaus und Bibliotheken
Wer außerhalb der Messezeit in Leipzig weilt, wird aber auch ohne Festival stets an die enge Verbindung zur Literatur erinnert. Optisch fällt dem, der im Zentrum unterwegs ist, das City-Hochhaus auf. Das auch als Weisheitszahn bezeichnete Gebäude, das bei seinem Bauabschluss 1972 das höchste Haus Deutschlands war, erinnert von der Straße aus betrachtet an ein aufgeschlagenes Buch.



Leipzig beherbergt zahlreiche Bibliotheken, darunter die Deutsche Nationalbibliothek, die hier neben Frankfurt am Main ihren zweiten Sitz hat. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek ist ebenfalls empfehlenswert.
Die Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik ist in Leipzig ansässig. Sie veranstaltet Lesungen und poetologische Tagungen, gibt die Literaturzeitschrift „Poesiealbum neu“ heraus und stellt der Öffentlichkeit mit der „Leipziger Lyrikbibliothek“ eine der größten Sammlungen internationaler zeitgenössischer Poesie in Deutschland zur Verfügung.
Das Haus des Buches bzw. das Literaturhaus Leipzig bietet literarische Veranstaltungen, Lesungen und beherbergt ein Literaturcafé.
Wer den Ort besichtigen möchte, an dem Friedrich Schiller im Sommer 1785 eine unbeschwerte und kreative Zeit erlebte, begibt sich ins Schillerhaus in der Menckestraße 42. In dem ältesten erhaltenen Bauernhaus der Stadt schrieb er eine erste Fassung seiner „Ode an die Freude“.
Essen im berühmten Keller
Am Ende einer freudvollen Tour durch Leipzig sollten die müden Beine schließlich nur noch in die prunkvollen Gewölbe von Auerbachs Keller tragen, in dem heute gehobene sächsische Küche und Hausmannskost serviert wird. Schon im 16. Jahrhundert gehörte es zu den beliebtesten Weinlokalen der Stadt. Die zweitälteste Gaststätte Leipzigs verdankt ihre weltweite Bekanntheit jedoch vor allem Johann Wolfgang von Goethe, der seinem Studentenlokal in der Szene „Auerbachs Keller in Leipzig“ in „Faust I“ ein Denkmal setzte: „Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.“
Also, auf nach Leipzig!
Welche literarischen Schauplätze können Sie empfehlen? Wir freuen uns auf Ihre Einblicke.
Lassen Sie Ihrer Tastatur freien Lauf,
Ihr novum Verlag
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