Mit ihren unverwechselbaren Sprachmustern gelten Poetry Slams längst schon als anerkannte Kunstform. Rechtzeitig zum Valentinstag inspirieren wir Sie mit unseren fünf favorisierten Poetry Slammern.

Der Valentinstag steht vor der Tür und einmal mehr bricht die Zeit der Liebesgedichte an. Oden, Hymnen, Herztiraden – die schönsten Geschenke sind die Gefühle, die man für sich sprechen lässt. Doch nicht in jedem von uns steckt ein Spontanpoet. Wenn es ums Dichten geht, bedienen wir uns gerne auch mal eines fremden Verstandes. Spätestens wenn die Glückwünschkarte in eine gähnende, kreative Leere starrt, die keine Worte finden will, fühlen wir uns versucht, auf die Gedanken fremder Geister zurückzugreifen. Gut nur, dass derer so zahlreiche existieren. Denn spätestens seit Julia Engelmanns legendärem Gedicht, „Eines Tages, Baby, werden wir alt sein“,  hat die Poesie die Weltenbühne wieder erobert. Im Jahr 2013 verhalf die deutsche Poetry Slammerin der Dichtung mit dem wohl ersten, viralen Gedicht der Social Media Ära zu einem revolutionierten Stellenwert.

Zumindest in internationalen Gefilden, denn das Phänomen Poetry Slam begeistert die Subkulturen der USA schon seit den späten 80ern.  Der Begründer der Poetry Bewegung, Performance Poet Marc Kelly Smith, initiierte mit den Poetry Slams ein Publikumsformat, das sich ab den 90ern auf der ganzen Welt verbreiten sollte. Eine der größten Communitys hat sich im deutschen Sprachraum herangebildet. Die deutsche Slam Szene hat mit bis zu 300 Poetry Slams pro Jahr hohe Gewichtung. Alleine in Berlin findet im Schnitt an zwei von drei Tagen ein Poetry Slam statt.

Zwar werden die internationalen Sprach Performer noch nicht von einem offiziellen Verband vertreten, die Grundprinzipien bleiben aber auf allen Poetry Bühnen gleich: Die Künstler präsentieren ihre Werke frei auf einer Bühne. Das Genre ist wandelbar und reicht in seinen Variationen von Rap, über Kurzprosa und Dichtung bis zu Comedy. Die Kunststücke überdauern in der Regel keine fünf Minuten. Über Sieg oder Niederlage entscheidet alleine das Publikum, das die Kunststücke mit direktem Feedback durch Applaus, Jubel, Buhrufe, Bodenstampfen oder Begeisterungsblöken bewertet. Der Grad der Bewunderung reicht auf der Gruppenskala von 1 bis 10. Laut Poesieaktivist Bob Holman steht die Null für ein Gedicht, das nie hätte geschrieben werden dürfen, während die erstrebenswerte Zehn etwa einem kollektiven Orgasmus gleichkommt.

Doch auch, wenn sich der Stolz des Schriftstellers von der höhnischen Null bedroht fühlen mag, so stellt er sich doch dem Risiko. Die wachsende Zahl an Slammern sowie Subgenres spricht für den Erfolg.  So haben sich neben dem klassischen Poetry Slam längst schon alternative Sparten wie zum Beispiel der Team Slam, der auf der Gebärdensprache basierende Deaf Slam oder auch der Box Slam, ein Poetry Slam, bei dem sowohl sprachlicher als auch sportlicher Gleichgewichtssinn bewiesen werden, etabliert.

Poetry Slammer, die ganz ohne Boxchoreographie auskommen, aber dennoch schlagfertig sind, stellen wir Ihnen in diesem Beitrag vor. Die Textstärke unserer fünf Favoriten untermauern wir mit stimmigen Videoauszügen. Und im Idealfall inspirieren Sie die Wortgiganten vielleicht sogar zu einem eigenen Valentinstagsgedicht.

Lisa Eckhart

Ein bisschen exaltiert, ein bisschen extravertiert – die Poetry Slammerin und Kabarettistin Lisa Eckhart wird nicht umsonst mit ihrem österreichischen Vorbild Falco verglichen. Bekannt ist die Künstlerin für ihre exzentrische Inszenierung, die es versteht, die Poesie ohne Wertverlust zum Bühnenstück zu transformieren. „Wenn ich eine Bühne habe und Menschen davor, dann ist es mir ganz egal, was ich mache. Ich verpacke euch meine Inhalte in alles, was ihr wollt.“

Julia Engelmann

Auch die deutsche Performance Poetin Julia Engelmann vereint Schauspiel und Poesie zu einem unverwechselbaren Bühnenstück. Vor ihrer Karriere als Poetin spielte Engelmann die Nebenrolle in einer Soap Opera. Als 2013 ihr Gedicht, „Eines Tages, Baby, werden wir alt sein“ zum viralen Hit wurde, und ihr entsprechendes Youtube Video mehr als 12 Millionen Klicks erzielte, begann ihre Erfolgsgeschichte als Poetry Slammerin. Zwar stellte sich Engelmann schon seit 2010 regelmäßigen Poetry Slams, der Durchbruch gelang ihr jedoch erst mit ihrem dem Carpe Diem Motiv gewidmeten Gedicht. Heute füllt die junge Künstlerin Bücher und Stadthallen mit poetischer Inbrunst.


David Friedrich

Passion kann man dem 28 Jahre alten Poetry Slammer in der Tat nachsagen – David Friedrich steht seit seinem 15. Lebensjahr auf den Bühnen der Slam Szene und hat sein Talent bereits in mehr als 1.200 Poetry Slams unter Beweis gestellt. Der Musiker gilt auch als bekannter Vertreter des Jazz Poetry Slams, hat er doch mit dem Jazz Orchester der Universität Regensburg und zwei Slam Kollegen ein Stück geschrieben, das nur in Fusion mit einer Jazz Big Band funktioniert.

Sebastian 23

„Hinfallen ist wie Anlehnen, nur später“, ist nicht nur der Titel seines Bestsellers, sondern auch Übertitel seines einzigartigen Stils – Sebastian 23 begeistert sein Publikum mit Wortwitz und Selbstironie. Dabei verpackt der Duisburger philosophische Sinnlehre in unverblümte Slam Poetry, und scheut stilistisch auch vor Fäkal- und Kraftausdrücken nicht zurück. Lachen kann er auch über sich selbst – eine Gabe, die ihn, gepaart mit seinen unverfälschten Versen, schnell zum Publikumsliebling der Slam Szene erwachsen ließ.

Patrick Salmen  

Die lustwandelnde Laufbahn eines Bohéme hat Patrick Salmen der Poesie zuliebe eingeschlagen. Der deutsche Poetry Slammer hat sein Lehramtsstudium der Geschichte und Germanistik geschmissen, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. „Treffen sich zwei Träume. Beide platzen“ ist ein Auszug aus seiner Slam Poetry, die Salmens Stil auf den Punkt bringt – denn Salmens Sprechtexte finden vor allem im Gefallen von zynischen Zuhörern echoischen Widerhall.

Finden Sie auch Gefallen an Poetry Slammern? Welche unentdeckten Genies können Sie noch empfehlen? Wir erwarten Ihre Erfahrungswerte mit Spannung!

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