Zu welcher Uhrzeit schrieb Hemingway? Und was hat ein Kopfstand mit den Werken Jack Kerouacs zu tun? Was wir von den Routinen großer Schriftsteller noch lernen können.

Welches Geheimnis verbirgt sich hinter der Denkerstirn eines Schriftstellers? Betrachtet man Bilder von Ernest Hemingway, Susan Sontag oder Simone de Beauvoir, erwischt man sich nicht selten beim Versuch, die Augen der Autoren nach Antworten zu ergründen. Wie nimmt ein Henry Miller die Welt wohl wahr? Durch welchen Filter siebt Jack Kerouac seine Wahrnehmung? Welche Sinnesreize sind für Virginia Woolfs Perzeption verantwortlich? Und welche Bilder setzen wohl Stephen Kings Fantasie in Gang?
Im Versuch zu schreiben wie ihre Vorbilder, beschäftigen sich viele Schriftsteller einschlägig mit deren Routinen. Der neuronale Vorgang, der aus Kafkas Gregor einen Käfer, oder aus Ernests Marlin eine Weltnovelle werden lässt, ist allerdings schwer nachzuzeichnen. Doch die Routinen, die Blockaden zu Produktivität, Papier zu Büchern formen, sind sehr wohl nachzuvollziehen. Denn wenn schon nicht ihr Denkmuster, so haben uns die großen Genies des Schreibens doch zumindest ihre Notizen, Skizzen und Tagebucheinträge in großer Zahl hinterlassen. Material, aus dem sich reichster Erkenntnisgewinn ziehen lässt. Denn wenn es ums Schreiben geht, dann könnten die Routinen und Rituale kontroverser nicht sein. Vor allem die perfekte Uhrzeit polarisiert wie Tag und Nacht. Während Schriftsteller wie Haruki Murakami die Tagwacht schon mit 04:00 Uhr ansetzen, bewies Kafka erst ab späten 08:30 Uhr Disziplin. Bukowski setzte den Schreibstift prinzipiell nicht vor Mitternacht an, und Honore de Balzac genoss schließlich ab 01:00 Uhr die Stille der Nacht.

Welche Uhrzeit die Beste zum Schreiben ist, lässt sich allerdings nicht in einem Theorem festhalten. Die Produktivitätsniveaus sind von Autor zu Autor verschieden. In der Welt der Schriftsteller sind Füllfederkratzen und Tastaturanschläge in allen Intervallen von 0 bis 24 Uhr zu vernehmen. Zwar verfügt jede Uhrzeit über ihre klar verfügbaren Vor- und Nachteile. Der Morgen zum Beispiel wartet mit Tageslicht auf, das Aktivität, Vitalität und Stimmung nachweislich aufhellt. Die Nacht dagegen lockt mit Vorzügen wie Stille, Intimität und Abschottung vor den Ablenkungsmanövern der Welt. Manche gehen gar so weit, der abendlichen Müdigkeit kreatives Potential zu unterstellen. Denn erst wenn der rationale Regler sich in den Schlummerzustand verabschiede, würde sich der Geist frei und ungehemmt entfalten. Doch wie viele Argumente man auch in die Waagschale wirft, fest steht, es gibt sie nicht, die eine ideale Uhrzeit zum Schreiben. Viel wichtiger als der Grad des Uhrzeigers ist jener der individuellen Energie. Welcher Chronobiologie der eigene Organismus folgt, ist letztlich nicht entscheidend für den Erfolg. Für Autoren, die dennoch auf der Suche nach festen Anhaltspunkten sind, haben wir die Routinen fünf großer Schriftsteller zusammengefasst. Eines wollen wir vom novum Verlag Ihrer Ambition aber gleich vorweg mitgeben. Wenn es ums Schreiben geht, halten Sie sich an Elwyn Brooks White: „Ein Schriftsteller, der den perfekten Moment abwartet, wird sterben, ohne in seinem Leben auch nur ein einziges Wort zu Papier gebracht zu haben.“

Ernest Hemingway: Der Literaturnobelpreisträger präferierte die Arbeit am Morgen, da er sich zum Start in den Tag kein besseres Warm Up vorstellen konnte. Kein Wunder, denn Ernest Hemingway schrieb ausschließlich im Stehen. Räumlich zeigte sich Hemingway minimalistisch, denn er arbeitete mit Vorliebe auf der Schreibmaschine in seinem Schlafzimmer. Dort ließ er sich weder von seiner Frau noch von einer seiner unzähligen Katzen aus der Ruhe bringen.
Haruki Murakami: „Von Beruf Schriftsteller“ ist Haruki Murakami durchaus. Denn durch die Finger des Erfolgsautors fließt japanischer Fleiß. Der Autor von „Naokos Lächeln“ und „1Q84“ startet mit dem Schreiben um 04:00 Uhr morgens und setzt die rege Betriebsamkeit bis zu sechs Stunden fort. Am Nachmittag widmet sich der weltprämierte Autor wahlweise dem Laufen oder Schwimmen. Geistig rege bleibt Murakami durch stetes Lesen und Musikhören. Wichtig sei laut Murakami die Wiederholung der Routine – nur so ließe sich die Konsequenz aufrechterhalten.
Agatha Christie: Agatha Christie ist rätselhaft wie ihre Kriminalromane, bildet sie doch die klassische Ausnahme von Regel und Routine. Die britische Schriftstellerin war flexibel, schrieb, wann immer ihr Alltag ihr eine freie Minute ließ. Manchmal schrieb sie auch nur eine halbe Stunde am Stück, wenn das Familienleben mehr nicht hergab. Doch für Agatha Christie war keine Ausrede gut genug, um das Schreiben sein zu lassen. So entstanden Hercule Poirot und Miss Marple quasi ganz nebenbei.
Simone de Beauvoir: Die französische Schriftstellerin Simone de Beauvoir schrieb im Schichtdienst. Der Antritt zum Dienst an der Sprache erfolgte bei der Feministin in der Regel gegen 10:00 Uhr bei einer Tasse Tee, wurde etwa um 13:00 Uhr für ein Treffen mit Freunden unterbrochen, und ab 17:00 Uhr fortgesetzt. An manchen Nachmittagen gelang es der Autorin von „Das andere Geschlecht“ allerdings nicht, wieder in ihre Arbeit zurückzufinden. Dann zerstreute sie sich mit der Tageszeitung oder sogar einer Shoppingtour.

Jack Kerouac: Die Grenze zwischen Routine und Zwangsstörung wirkt bei Jack Kerouac fließend. Der US-amerikanische Autor schrieb in der Nacht und beendete die Arbeit erst mit der Morgendämmerung. Das Schreiben begann und beendete Kerouac mit dem Beten für seine Frau, seine Mutter und seine Katzen. Außerdem musste während des Schreibens immer eine Kerze brennen. In Phasen der Schreibblockade hatte Kerouac den Vollmond unter Verdacht. Erfolg und Misserfolg brachte der Mitbegründer der Beat Generation prinzipiell mit der Zahl Neun in Verbindung. Der Autor konnte zum Beispiel solange nicht mit dem Schreiben anfangen, bis er neun Mal am Stück den Boden seines Badezimmers mit seinen Zehen berührt hatte, während er einen Kopfstand absolvierte. Erst danach fühlte er sich, wie er meinte, ausbalanciert.
Welche Uhrzeit bevorzugen Sie fürs Schreiben? Gibt es spezielle Rituale, die Sie vor, nach oder bei dem Schreiben pflegen, um produktiv zu sein? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns in den Kommentaren!
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Ihr novum Verlag für Neuautoren

Für mich sind die frühen Morgenstunden, die Zeit, in der mich die Muse küßt. Da ich den ganzen Tag zu meiner freien Verfügung habe, bin ich eigentlich nicht gezwungen früh aufzustehen. Doch wenn es 5 Uhr in der Frühe ist, hält mich nichts mehr im Bett. Ich stehe auf, koche mir Kaffee und setze mich an den Laptop. Oft sind die Ideen, die mir die Eingebung gibt, schnell aufgeschrieben. Danach arbeite ich sie einige Tage aus. Meiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nur muss ich am Morgen alleine sein. Wenigstens eine Stunde lang schreibe ich, danach ist erst einmal Frühstück angesagt. Das ist bei jedem Menschen anders, das ist mir klar. Einer meiner Leser fragte mich mal:,, Wie lange brauchen sie um einen Roman zu schreiben?” Ich sagte daraufhin:,, Es kommt darauf an, was ich schreibe!” Wenn es ein Liebesroman ist, habe ich ihn in 3 Tagen geschrieben. Ist es etwas, das Fachwissen voraussetzt, dauert es eine Woche oder auch mal 2 Wochen. Da ich eine Märchentante bin, schreibe ich sehr gerne Kindergeschichten. Doch in meinen Kindergeschichten gibt es keine Brutalität. So wie in den Grimms-Märchen. Da gibt es kaum ein Märchen, wo nicht erst einmal das Böse im Vordergrund steht. Sicher im Endeffekt wendet sich alles zum Guten, aber ich finde es trotzdem nicht so schön. Doch wie sagt man; über Geschmack kann man sich streiten oder auch nicht. Liebe Grüße Heidi Ihlau/ Pseudonym/ Bianca Birkorth
Die Morgenstunden sind meine kreativste Zeit, die sich bis zum späten Vormittag erstreckt. Nachmittag wird der geschriebeneText korrigiert und werden Unterlagen gesichtet. Da ich an einem Blog arbeite, der alle vierzehn Tage regelmäßig erscheint, ist Disziplin angesagt. Der Abend ist der Entspannung gewidmet. Es kann aber gelegentlich auch genau umgekehrt sein. Da ich kein Schriftsteller bin, kann das sowieso niemanden interessieren.
morgens mittags abends. Wenn es fließt muss alles heraus und da ist es ziemlich egal, zu welcher Uhrzeit . Ich habe aber beobachtet, dass ich doch lieber abends meine Kurzgeschichten verfasse.Am besten geht’s mir lässig auf der couch ,mit Laptop auf dem Bauch und vor dem Tv, welches mich überhaupt nicht ablenkt. Im Gegenteil, fange ich ab und zu Wortfetzen auf, die ich notiere und später verwurschte. Zu einem guten Titel, Name eines Protagonisten …? Morgens früh
um sieben wir Der Kaffee gemacht, morgens Früh um acht wird verbessert, bearbeitet, korrigiert noch einmal gelesen, umgeschrieben, umgeschrieben, umgeschrieben … Ich bin nie zufrieden.
Liebe Sylvia,
Danke für Ihre Einblicke! Vor kurzem haben wir dazu einen passenden Aphorismus gelesen, das sinngemäß besagt: Niemandem fällt das Schreiben schwerer als einem Schriftsteller. 😉 Ihre Disziplin ist dennoch bewundernswert. Anscheinend hilft es Ihnen, wie Haruki Murakami, weitestgehend dasselbe Muster zu wahren. So kommt man nie aus dem Takt. Interessant ist auch, dass Sie vor dem Fernseher schreiben können. Viele Menschen lenkt schon Musik vom Schreiben ab. Insofern scheinen Sie über eine bemerkenswerte Aufmerksamkeitskapazität zu verfügen. So oder so – wir sind gespannt auf den Output. 😉
Das Schreiben ist doch neben Lesen und Träumen die beste Art aus dem Alltag zu entfliehen. 😀🙋
Dem können wir zu hundert Prozent zustimmen. Schön wäre es, wenn man allen drei Tätigkeiten ohne Unterbrechung nachgehen könnte. Wenn doch nur der Alltag, dieser raffinierte Zeitdieb, nicht wäre. 😉
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