Schwarz auf Weiß

Handschrift vs. Tippgeflüster – das Schreiben mit der Hand ist im digitalen Zeitalter zur Ausnahme geworden. Fünf Gründe, warum Sie dennoch nicht auf Papier und Tinte verzichten sollten, haben wir vom novum Verlag für Sie recherchiert.

Tragödien, Dramen, Sonette – das literarische Erbe, das William Shakespeare uns hinterlassen hat, gleicht in der Konsequenz, in der es geschaffen wurde, einem Gewaltakt. Kaum ein anderes Genie rühmt sich so vieler Werke der Dichtkunst wie der weltgewandte Wortästhet. Der Schreibfluss wird umso erstaunlicher, betrachtet man ihn durch den Deckmantel der Zeit. Denn Shakespeare bändigte die Sprache mangels praktischer Alternativen mit nicht mehr als Feder und Papier. „Romeo und Julia“, „Hamlet“ und „Macbeth“ – sie alle ergossen ihre Tragik in Form von Tinte aufs Papier.

Vielseitige Möglichkeiten

Die Disziplin, die die Schriftsteller der Vergangenheit an den Tag legen mussten um ihre Werkstücke zu vollenden, grenzt fast an Kasteiung. Denn Geschichten, die heute schon in kürzester Zeit zum digitalen Schwarz transformiert werden, mussten früher in mühsamster Schreibarbeit, die über Stunden, Tage, wenn nicht Jahre reichte, ins Blätterwerk gekratzt werden. Die fortschreitende Digitalisierung hat also nicht nur unsere Rezeption, sondern auch unsere Konzeption verändert. Denn die Art, wie wir Texte generieren, ob nun Emails, Liebesbriefe oder ganze Bücher, hat sich mit der Erfindung des Computers grundlegend verändert. Der Effizienzgedanke steht dabei stets im Vordergrund. Das Zehnfingersystem erlaubt dem Schreibenden der Gegenwart einen Textausfluss, der an künstliche Intelligenz zu grenzen scheint. Ein Beispiel bildet Stephen King, dessen Lebenswerk aktuell mehr als 50 Romane und 100 Kurzgeschichten umfasst – ein Output, der für normalsterbliche Schreiber nicht nur in seinem Inhalt unheimlich anmutet.

Warum wir es schriftlich brauchen

Doch ist das Schreiben am Computer wirklich das bessere Schreiben? Sollte man den schriftstellerischen Erfolg nicht vor allem an der Qualität, anstatt an der Quantität messen? Längst schon ist um die Frage Computerschrift vs. Handschrift eine ernsthafte Debatte entbrannt. Die vorherrschenden Meinungen spalten nicht nur Autoren und Neuautoren, sondern auch Wissenschafter, Neurologen und Motorikforscher in verschiedene Lager. Der Konsens sieht in der Tippgesellschaft der Gegenwart nicht nur eine Bedrohung der Kultur, sondern auch des Geistes. Denn Studien konnten die positiven Effekte der Handschrift – Schwarz auf Weiß – belegen. Wir vom novum Verlag haben fünf Fakten zur Handschrift in Tastaturschrift für Sie zusammengefasst:

  1. Schreiben verbessert die Rechtschreibung: Schreiben mit der Hand schult die Sprach- und Rechtschreibkompetenz. Denn beim manuellen Schreiben werden spezifische Hirnareale aktiviert, die für Lern- und Erinnerungsprozesse verantwortlich sind. So geht aus Studien hervor, dass Kinder, die von Beginn an mit der Hand schreiben, eine größere Lernkompetenz mitbringen als Kinder, für die Schreiben auf der Tastatur zur Gewohnheit geworden ist. Dieser Effekt wirkt sich nicht zuletzt auf die Orthographie, also die Rechtschreibung, des Schreibenden aus.
  2. Schreiben fördert die Kreativität: Schon die Variabilität in der Ausführung der Buchstaben kann kreative Gedanken in Gang setzen. Beim Schreiben mit der Hand nehmen wir unbewusst die verschiedenen Ausprägungen auf, die ein Buchstabe annehmen kann. So bleibt ein „a“ zwar ein „a“, doch seine Form wird sich – egal wie oft geschrieben – immer wieder anders abbilden. Diese Vielfalt an Mustern kann im Gegensatz zur Gleichtönigkeit digitalisierter Texte die Kreativität positiv beeinflussen.
  3. Schreiben verbessert das Erinnerungsvermögen: Viele von uns erinnern sich mit Sicherheit noch an die ein oder andere Schularbeit zurück, die im Wettlauf gegen die Zeit geschrieben wurde. Doch anders als dem Notenschlüssel ist der Zeitfresser “Handschrift” dem Gehirn zuträglich. Mehr Zeit zum Schreiben bedeutet auch mehr Zeit zum Denken, Reflektieren, Strukturieren und Schichten – und das wiederum wirkt sich positiv auf unser Erinnerungsvermögen aus: Texte, die mit der Hand geschrieben werden, behalten wir eher im Gedächtnis als Texte, die mit der Tastatur verfasst wurden.
  4. Schreiben optimiert die Konzentrationsfähigkeit: Das Prinzip der Achtsamkeit funktioniert auch beim Schreiben mit der Hand. Gehirnforscher haben herausgefunden, dass die Meditation sich positiv auf Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit und Konzentration auswirkt. Die Disziplin der Schreibmeditation beweist, dass Tiefenentspannung auch durch das simple Abschreiben von Texten entstehen kann. Der neue Trend des Handletterings erfreut sich nicht nur aufgrund seiner ästhetischen Wirkung großer Beliebtheit. Verschiedene Techniken der Schreibmeditation findet man im Internet.
  5. Schreiben schult die Feinmotorik: Eine Umfrage des Schreibmotorik Instituts hat ergeben, dass immer mehr Schulkinder mit Problemen wie Verkrampfung der Finger, schlechter Stifthaltung und unleserlicher Schrift zu kämpfen haben. Das Schreiben mit der Hand kann die feinmotorische Kompetenz der Finger verbessern und sollte trotz Smartphones und Tablets nicht vernachlässigt werden.

In Summe scheinen also deutlich mehr Argumente für die Handschrift als gegen sie zu sprechen. Vor allem ihr kultureller Wert darf – der Effizienzgedanke eines neuen Zeitalters hin oder her – nicht unterschätzt werden. Denn wie schrieb Goethe mit der Hand schon so schön?

»Die übersandten Blätter sind mir von unendlichem Werth, denn da mir die sinnliche Anschauung durchaus unentbehrlich ist, so werden mir vorzügliche Menschen durch ihre Handschrift auf eine magische Weise vergegenwärtigt.«

 

Und womit schreiben Sie am liebsten? Wir sind gespannt auf Ihre Kommentare!

Lassen Sie Ihrer Tastatur freien Lauf,

Ihr novum Verlag

 

7 Kommentare

  1. Ich habe mehrere Füllfedern und schreibe liebend gern damit, meist mit Tinte in türkis oder grün.
    Zum Schreiben sitze ich gerne in Wiener Kaffeehäusern oder ruhigen Lokalen mit angenehmer Hintergrundmusik bei einem Kaffee und da “fließt der Text aus meiner Feder”. Ich bin immer wieder selbst fasziniert, was dabei entstanden ist.
    Auch Texte, die ich am Notebook erfasst habe, drucke ich immer aus und lese sie am Papier durch.
    Die Art des Schreibens mit der Füllfeder und das Lesen auf Papier genieße ich!

  2. http://zenghandschriftlich fließen die Gedanken, wörter, Sätze Geschichten flüssiger und rythmischer aus mir heraus. Beim Tippen sind mir zu viele Unterbrechungen im Schreibfluss

  3. Ich freue mich das endlich anerkannt wird wie wichtig das handschreiben ist! Ich schreibe alle meine Manuscripte mit dem Feder (Füller oder Kugelschreiber).Weil man mir immer sagte Manuskripte sollen getippt eingeliefert werden habe ich manche mit der Machine nach gearbeitet und mir nicht getraut hand geschriebene einzu reichen. Es liegen also viele noch inder Schublade. Romane,Gedichte KUrzgeschichten.

  4. Toller Artikel……ich schreibe inzwischen immer öfter mit der Hand. Kann damit meine Gedanken schneller einfangen als am Computer. Und wer nicht über das 10 Fingersystem verfügt kann mich gut verstehen.
    Ihr habt mich sehr ermuntert mein Prinzip treu zu bleiben.
    Eure Petra Koglin

  5. Unterschiedlich.
    Tagebuch schreib ich sehr gerne mit Füller. Da ist es auch nicht so schlimm, wenn ich länger brauche.
    Ansonsten schreibe ich gerne auf der Tastatur. Für mich ist es praktisch, weil ich so viel schneller schreiben kann und ansatzweise meinen Gedanken im Kopf nachkommen kann. Mir dauert das mit Stift dann oft zu lange.
    Aber ich merke da auch einen Unterschied. Mit einer flachen Tastatur lässt sich angenehmer schreiben, wie mit einer typischen PC Tastatur.

    Was die Rechtschreibung angeht, kann ich so nicht bestätigen. Jedenfalls trifft es nicht auf mich zu.
    Meine Rechtschreibung verbessert sich deutlich, wenn ich viel lese. Die Rechtschreibfehler fallen mir am PC auf, weil sie angezeigt werden. Beim schreiben mit Stift, seh ich die Fehler erst später. Aber auch nur, weil mir das Bild vom Wort nicht gefällt… Und wenn sie mir gleich auffallen, dann ändere ich sie nicht. Weil meine Gedanken schon drei Sätze weiter sind, als ich geschafft habe aufzuschreiben…

    • Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich schreibe mit dem Füller oder Kugelschreiber viel schneller als mit der Tastatur obwohl ich sehr schell typen kann. Fingerfertig bin ich sowieso denn ich bin Pianistin. Wenn ich mit der Tastatur an einem Roman schreibe fühlt es ob ich kein Kontakt mache mit den Personen in meiner Geschichte. Fehler erkenne ich sofort beim schreiben. Bei Tastaturschreiben muss ich erst alles nachlesen bevor ich Fehler erkenne. Elend finde ich das oft Maschine geschribene Manuskripte verlangt werden und ich das hand geschriebene mit der Tastatur nacharbeiten muss.

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