Frühlingsstimmung verbreitet die aktuelle Anthologie aus dem novum Verlag mit einer Sammlung aus blütenbunten Beiträgen. Unter anderem regen Texte zu Philosophie, Geschichte, Meditation aber auch Romantik und Erotik zum Gedankensprießen an.

„Das Licht so leuchtend wie Sterne…“, zitiert Thomas Colloway in der neuesten Anthologie aus dem novum Verlag den Frühling. Dabei begegnet uns der Lenz so abwechslungsreich wie die wechselhaften Wehen seines Wetters. Die Vielseitigkeit des Werks mutet verständlich an, bedenkt man, dass fast 30 Autoren an der Entstehung von „frühlings stimmung(s) poesie 2017“ beteiligt waren. Doch damit nicht genug, ist auch der Zugang zur Literatur von Urheber zu Urheber unterschiedlich verortet. Sibylle Scholtz etwa blickt auf eine Karriere als Medizinhistorikerin und –journalistin zurück. Hans-Ludwig Dornbusch verzeichnet einen finanzwirtschaftlichen Hintergrund in seiner Vita. Und Nina Piorr hegt mit einer Vergangenheit in der Kultur- und Literaturwissenschaft geradezu einen Hegemonialanspruch an die Artikulation.

Die Verschiedenartigkeit der Genres mag auf manchen Leser vielleicht verstörend wirken. Doch lässt man sich erst ein auf das Spiel sprachlicher Nuancen, so eröffnen sich völlig neue Blickwinkel auf das Bühnenbild des Frühlings. So führen etwa Gedichte von Janina Pilch das klassisch romantische Frühlingsmotiv vor Augen:

„Die Klarheit der roten Johannisbeeren fiel auf uns
So zart wie Jugend Malvenblätter

Das Paravent des Sommers umgab uns mit Haselnuss
Nur des Baches Rauschen war zu hören

Johannisbeeren oder Mund?
Malven oder Berührung?
Dein Atem oder ein zarter Windeshauch?

Zwischen den Blättern ein Bruchstück des Himmels
Fiel auf uns herunter

Ich war bezaubert von deiner Wimpern Nähe,
vom Sonnenstrahl, vom Kuss

Es war so, als ob uns alle Regenbogen-Farben streicheln würden
Oder umhüllte uns der Nebel vom Orangenduft

Johannisbeeren oder Mund?
Malven oder Berührung?
Dein Atem oder ein zarter Windeshauch?

Alles das versuchend in mir für immer zu bergen
Für eine Weile schloss ich meine Augen“

Janina Pilch

Die poetische Biologin Netti Donar lässt mit ihrer Kurzgeschichte, „Frühling“, passende Bilder auch dann noch im Kopf entstehen, wenn April und Mai noch irrwitzig und unbeständig durch Wolken- und Wetterlandschaft toben:

„Charly drehte sich auf den Bauch. Kräftige grüne Spitzen lugten durch den Filz alter Gräser und rings um sie her war das eifrige Rupfen von Pferdemäulern zu hören!“

Der Geschichtsfanatiker und Pharmakologe Bernhard Dick hingegen bringt mit historischen Dokumenten wieder ein Stück weit Realität – wenn auch schon gewesene – zurück in das Sammelwerk. Und die unter dem Pseudonym Lina Mühlauer publizierende Autorin ergänzt mit ihrem Beitrag, „Franzosengrab“, zwar ebenfalls ein Kapitel Zeitgeschichte, doch nicht ohne das zweifelsfrei im Frühling sprießende Thema der Reinkarnation zu vernachlässigen.

Das bunte Potpourri aus Kurzgeschichten, Gedichten, Prosa und auch Fachartikeln findet schließlich in sprachlichen Auseinandersetzungen zu Themenkreisen wie Meditation, Philosophie und Coaching einen Höhepunkt. Hier mengt Nina Piorr mit einem Auszug aus ihrem Manuskript geschickt noch etwas poetische Farbe bei: „Vielleicht ist unser Leben wirklich nur die Wanderung durch die Dämmerung, um die Morgenröte wertschätzen zu lernen.“ Ein eleganter, schriftstellerischer Federduktus gelingt schließlich auch Autorin Bruna Häcker mit ihrem Aufsatz über die schöne neue, schnelllebige Welt, die selbst vor den Ziffernblättern einer Rentnerin nicht Halt macht. Dass der Frühling die Zeit des Anfangs, wenn auch nur der Anfang neuer Gedankenströme ist, beweist sie mit einem kunstvollen, den Geist öffnenden Zitat:

„Die Ungetüme, die aus Details wachsen, schaffen Menschen sich selber.“

Die neue Anthologie aus dem novum Verlag „frühlings stimmung(s) poesie 2017“ ist um 19,90 Euro erhältlich und verbreitet sicher auch noch bis zur heiß ersehnten Erscheinung der Sommeranthologie, die wie die Anthologien zu Herbst und Winter jedes Jahr veröffentlicht wird, sinnendes Gedankengut.