Jährlich drängen über 100.000 Neuerscheinungen auf den deutschsprachigen Buchmarkt. Angesichts dieser enormen Menge ist eine erfolgreiche Vermarktung ein Drahtseilakt, den jeder Verlag für jedes Buch bewältigen muss. Im Zeitalter des Internets und der Onlineportale wie Amazon, die für jedermann zugänglich sind, gestaltet es sich für Kunden immer einfacher, ein Buch zu finden und zu bestellen. Cookies, Bestellverläufe und Kundenanalysen vereinfachen individuelle Angebote und Werbungen. Im Gegenzug dazu müssen sich Verlage neue Marketingstrategien überlegen, um weiterhin präsent zu sein und das richtige Buch zum richtigen Leser zu bringen. Das neue Zauberwort der Online-Buchvermarktung heißt Blog. Doch wie viel Macht haben Buchblogs wirklich und wie ernst kann man eine Rezension nehmen, die „bezahlt“ wurde?
Derzeit schießen Buchblogs von Hobbylesern wie Pilze aus dem Boden. Der Traum, „fürs Lesen bezahlt zu werden“, lockt viele Leseratten an. Mittlerweile gibt es Plattformen, auf denen sich RezensentInnen und Verlage oder AutorInnen finden können. Doch warum funktioniert diese Form der Vermarktung? Das hängt zum einen damit zusammen, dass sich Menschen häufig an den Meinungen anderer orientieren, wenn sie sich schwer entscheiden können. Zum anderen interessieren wir uns für die Meinung von ExpertInnen und glauben ihnen eher als Laien.
Was bisher in Online-Shops unter der Rubrik „andere KundInnen interessierten sich auch für“ oder „andere KundInnen kauften auch“ funktionierte, wird auf ein neues Level gehoben. Bisher wurden Suchenden weitere Bücher zur ähnlichen Thematik empfohlen. Doch mittlerweile sind LeserInnen auf der Suche nach speziellen Werken, die ein neues und unverwechselbares Lesevergnügen bieten können. Kommentare von bisherigen Käufern werden zwar beachtet, trotzdem könnten sich darunter Werbeeinschaltungen verstecken. Schließlich geht es immer darum, das Buch möglichst gewinnbringend zu verkaufen. Für die LeserInnen, die ein neues Buch suchen, bieten Buchblogs daher eine neue Art von Orientierungshilfe.
Ein gut strukturierter Buchblog, in dem eine natürliche Person über sich selbst und über Bücher schreibt, baut Sympathie zur Leserschaft auf. Zusätzlich wird einer Person, bei der man das Gefühl hat, sie persönlich zu kennen, Vertrauen geschenkt. Vor allem, wenn der Buchblogger oder die Buchbloggerin auch noch den gleichen Geschmack hinsichtlich Genre und Bücher hat. Aber auch hier gibt es schwarze Schafe, die sich für positive Buchrezensionen bezahlen lassen. Für AutorInnen und Verlage sind Rezensionen immer ein Risiko. Schließlich wird viel Geld und Zeit in die Meinung anderer investiert, die auch negativ ausfallen kann. In diesem Fall gilt nicht, dass „es keine schlechte Werbung gibt“. Eine schlechte Buchrezension ist und bleibt eine negative Kritik über ein Buch, die enorme Auswirkungen auf den Verkauf haben kann.
Fazit: Für anspruchsvolle LeserInnen können Buchblogs tatsächlich wegweisend sein, um das nächste Lieblingsbuch zu finden. Für AutorInnen und Verlage bieten BloggerInnen eine neue Vermarktungsform, solange der Markt damit noch nicht überschwemmt ist. Wichtig ist jedoch, den richtigen Blog für sein Buch zu finden. Dadurch können Reichweite und Bekanntheit gesteigert werden. Aber bitte Vorsicht vor unehrlichen Kritiken! Schauen Sie sich den Buchblog genau an. Sind dort nur positive Rezensionen zu finden, dann vertrauen Sie beim Bücherkauf lieber auf Ihre eigene Intuition.
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