Schöne, neue Welt! E-Books, Speed Reading und Eye Tracking Brillen – Neue Technologien machen das Buch nach und nach überflüssig. Doch wie steht es wirklich um das Lesen? Ist es gar vom Aussterben bedroht? Der novum Verlag liest zwischen den Zeilen.

 novum Verlag Die Zukunft des Lesens

Von der Bibel, über die „Entstehung der Arten“ bis zu „Harry Potter“ – das Lesen ist in der Kultur- und Entwicklungsgeschichte der Menschen fest verankert. Spätestens seit dem 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Aufklärung, in welcher der Alphabetisierungsgrad der Gesellschaft ein völlig neues Ausmaß annahm, ist Lesen ein unverzichtbares Unterhaltungs- und Informationsprogramm der Gesellschaft. Die Buchindustrie freut es, denn mit Büchern wird heute bedeutend mehr Umsatz erwirtschaftet als mit Filmen oder Musik.

Doch gleichzeitig kursiert seit dem Aufkommen multimedialer Lesegeräte das Gerücht, dass die Lesegesellschaft einem nahenden Ende geweiht sei. So mancher prognostiziert dem Buch eine enden wollende Daseinsberechtigung. Einige gehen sogar so weit, dem Lesen generell eine Deadline auszustellen, der sich die Kulturgesellschaft Schritt für Schritt annähert.

Die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache. Laut Spiegel wurden 2014 allein in Deutschland 93.600 Neuerscheinungen verlegt. Der Umsatz der Buchbranche liegt jährlich bei etwa neun Milliarden Euro. Doch woher rühren die düsteren Prophezeiungen von Buchhändlern und Verlegern, Germanisten bis hin zu Linguisten dann? Kann man angesichts der markanten Zahlen überhaupt von einem Ende der Lesekultur sprechen? Oder ist es viel mehr das Medium Buch, das allmählich ausgedient hat?

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Ein Indiz, das für das Aussterben des gedruckten Buchs spricht, ist mit Sicherheit das Aufkommen neuer Medien. Smartphones, Tablets und vor allem E-Book-Reader haben unsere Lesemechanismen revolutioniert, unser Rezeptionsverhalten auf ein völlig neues Niveau erhoben. Nie waren wir flexibler bei der Auswahl von Lektüre als heute. Wir werden regelrecht überschwemmt von dem literarischen Erguss, der Tag für Tag auf uns hereinströmt. Lesen vollzieht sich längst schon nicht mehr nur beim gemütlichen Lesenachmittag auf der Couch, als intimes Stelldichein mit sapphischen Romanciers. Viel mehr hat sich unser belletristischer Erfahrungshorizont verlagert. Was bislang dem Genuss, der Unterhaltung und Zerstreuung gedient hat, ist heute zu einem Mittel zum Zweck mutiert. Beim Lesen geht es längst nicht mehr nur um Eskapismus, um einen Fluchtpunkt in einer fernen, fiktiven Welt. In der Informationsflut der Moderne wohnt dem Lesen eher ein ausgeprägter Informations- und Orientierungsmoment inne. Fast sekündlich selektieren wir Inhalte nach Wert, Mehrwert und Nullwert aus und anstatt weniger zu lesen, lesen wir immer mehr.

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Der Lesestoff umgarnt uns nicht mehr nur in Printmedien, sondern von E-Books, über Nachrichten, Fachbeiträge und Webshops bis zur einzelnen Facebook Chronik auch immer mehr in Onlineformaten. So lesen wir nebst Büchern in privater Atmosphäre vermehrt E-Mails, Nachrichten auf WhatsApp oder Statusaktualisierungen auf jedem einzelnen Social Media Kanal. Der neue Lesefluss verdrängt also das klassische, gebundene Buch nicht nur nicht, sondern er lenkt unser Leseverhalten stattdessen sogar in völlig neue Bahnen.

Laut Spiegel und Experte für Schriftspracherwerb und Leseentwicklung Sascha Schröder spaltet sich unser Leserepertoire in zwei grundlegende Richtungen auf. So müsse man in Zukunft zwischen Genuss- und Informationslesen unterscheiden. Ob Texte oberflächlich oder immersiv, gedankenlos oder kritisch , flüchtig oder mit Langzeiteffekt gelesen werden, hängt immer mehr von unserem jeweiligen Zeit- und Aufmerksamkeitskapital ab. Und während wir früher nur im Alleingang Zugang zu unseren geheimen Romanhelden, zu unseren intimsten, fiktiven Freunden hatten und sich mit dem Eintauchen in ein Buch auch ein Abschotten von der trivialen Außenwelt vollzog, teilen wir heute den Inhalt unserer literarischen Genüsse mit der Allgemeinheit. Wie das Papier zum digitalen Pendant verformt sich auch die gebilligte Gewohnheit des „asozialen” Nur-für-sich-Lesens zu einer sozialen, gemeinsamen Leseerfahrung. Denn die Öffentlichkeit multimedialer Inhalte führt zwangsläufig dazu, dass wir alle immer mehr vom bekannt Gleichen, immer weniger vom unbekannt Fremden lesen. Und das wachsende Lesepensum, das den gleichzeitig sinkenden Zeitressourcen gegenübersteht, macht zunehmend neue Lesestrategien erforderlich.

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Erste Trendforscher scheinen dies bereits erkannt zu haben, was die gegenwärtige Entwicklung einer speziellen, digitalen Lesebrille bezeugt. Die in ihrer Form einer Skibrille ähnelnden Brille macht ihren Träger praktisch zum personifizierten Lexikon. Die „SMI Eye Tracking Glasses“ verfolgen die sprunghaften Bewegungen der Iris, die sich beim Lesen ereignen, und schreiben dieser als Fixation und Sakkaden bezeichneten Motorik eine ganz eigene Bedeutung zu. Stockt zum Beispiel der Lesefluss und die Brille registriert ein flüchtiges Innehalten der Iris, so interpretiert sie dies als Irritation und stellt noch im selben Moment ihre Dienste zur Verfügung. Gefriert unser Blick zum Beispiel bei einem Fremdwort, so blendet die Brille automatisch einen in grünen Lettern leuchtenden Lexikoneintrag ein. Und wer Probleme mit Ortsangaben oder Zahlen hat, wird mit Landkarten oder Grafiken multimedial bespielt. Nimmt die weise Brille hingegen Notiz davon, dass nur einzelne Wörter ins Auge gefasst werden, so versteht sie, dass es sich um oberflächliches Lesen handelt und unterstützt den schnelleren Lesefluss, indem sie wichtige Wörter im Text hervorhebt.

Wie die „SMI Eye Tracking Glasses“ werden auch wir zunehmend Strategien entwickeln, um unseren Lesefluss, wie alles andere in unserem Leben auch, zu beschleunigen. Informationslesen, Speed Reading und das Überfliegen ganzer Epen ist gewissermaßen der Kanon literarischer Zukunftsmusik. Wohin genau sich unser Leseverhalten noch entwickeln wird, mag vorerst wohl kaum jemand genau zu sagen. Tatsache ist aber, dass das Lesen im Zeitalter von E-Books, Tablets und Smartphones keineswegs ausgedient, sondern – ganz im Gegenteil – an Bedeutung gewonnen hat. Wer zwischen den Zeilen liest, wird erkennen, dass sich, wie in allen Lebensbereichen, viel mehr ein Trend zur Schnelllebigkeit etabliert hat und so ein gemütlicher Leseabend mit Charlotte Brontë in Zukunft wohl zu einem kostbaren Gut unvorstellbaren Werts mutieren wird. Beruhigung für Bibliophile verschafft Wissenschaftler Sascha Schröder jedenfalls schon vorab: „Das Lesen wurde häufig totgesagt. Als der Film aufkam, als das Fernsehen aufkam, als der Computer aufkam. Aber das Lesen wird auch das Internet überleben.“

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Und für Unentschlossene hält der novum Verlag sowohl klassische, gedruckte Bücher als auch E-Books bereit.

Wir sind neugierig – Was ist Ihre Meinung? Wird Lesen aus Büchern auch in der Zukunft Bestand als unverzichtbares Kulturgut haben, oder werden die digitalen Medien den Status des Buchs streitig machen?

Lassen Sie Ihrer Tastatur freien Lauf!“,

Ihr novum Verlag